Tour des ami – fini

by | Aug 14, 2019

Nach 11 Tagen unterwegs mit den Pferden ist es ein seltsames Gefühl wieder im Auto zu sitzen.

 

Die vergangenen Tage waren geprägt von dem Marschtempo der Pferde,

vom Rhythmus des Reitens und Laufens, von der Suche nach gutem Gras und Tränkestellen. Uhr und Kalender waren unwichtig. Die Handys waren Fotokamera und Navi, und maximal einmal am Tag PC für den Blog. Der Wanderreitmode, für Mensch und Tier.

Die Zeit vergeht anders unterwegs. Sie ist im Flug vergangen, und trotzdem habe ich das Gefühl, wenn ich an betimmte Orte und Begegnungen zurückdenke, das ist ewig her.

Und wir haben wieder viele schöne Orte gesehen, und viele tolle Begegnungen gehabt. Der Tourtitel «Tour des ami» passt gut, wir haben einige Freunde wiedergesehen, andere wurden zu Freunden. Es war schön überall diese Gastfreundchaft erleben zu dürfen, die ich bisher so nur erlebt habe beim Reisen mit dem Pferd. Wir haben uns wirklich überall willkommen gefühlt!

Das beste an der Tour waren aber wieder unsere Pferde!

Clever – the Machine

Dieses Pferd läuft einfach, und wie. Auch nach 20km zieht er trotz Gepäck die Steigungen hoch dass man nur den Hut ziehen kann vor dieser Power! Da hätte ich mich so manches Mal gerne drangehängt 😉

Dieses als Springpferd gezüchtete «Warmblöd» ist mittlerweile ein routiniertes Wanderreitpferd, auf das man sich verlassen kann. Ja, auch darauf dass jede Tour ein paar Stricke kostet, aber was solls. Er bleibt ja trotzdem da. Nur eben ohne Strick… Ein Weg der sich in Nichts auflöst? Kein Grund nicht weiter zu marschieren. Ein Feuerchen am Wegrand? Darf man halt beim Vorbeigehen nicht den Schweif rein halten… Der Reiter möchte gerne ein Schnitzel? Warten wir halt dösend am Zaun bis es weiter geht…

Schanchot – das Wildpferd

Dieser Russe ist einfach unkompliziert. Ans Wasser kommen wir hier nicht ran? Schanchot zeigt dass das prima geht. Die Trense rutscht beim Reiten vom Kopf? Wozu absteigen oder anhalten, Auftrensen geht auch beim Reiten. Der Führstrick klemmt beim Grasen mal unterm Huf? Ja, dann lupfe ich den halt kurz, passt schon.

Nur gelegentlich kommt mal der russische Sturkopf raus, dann muss man sich auch mal durchsetzen um den anvisierten Weg zu treffen 😉

Maddox – der T(r)inker

Dieser kleine dicke Schecke hat uns mehr als überrascht, und das nur positiv! So eine Mitarbeit und Leistungsbereitschaft haben wir ihm nicht zugetraut! Nicht nur dass er das sperrige Gepäck von Anfang an wie selbstverständlich auf seinem Rücken toleriert hat, er passt auch noch selber auf dass es nicht an Hindernissen hängen bleibt. Und wenn mal was rutscht und ihm am Bauch hängt, dann steht er still und wartet darauf dass wir das richten. Ist leider 2 Mal passiert: gleich am ersten Tag ist der Sattel gerutsch, und später auf der Tour hat sich ein Spanngurt gelöst und die Tasche hing unterm Sattel.

Aber was uns am meisten erstaunt ist die Leistung die er gebracht hat: in 10 Tagen lief er 225km mit uns, dabei haben wir über 11000 Höhenmeter bergauf erklommen, oft auch sehr steil. Und bis auf ganz wenige Momente hatten wir nie Zug am Führseil, von sich aus ist er gelegentlich angetrabt wenn die grossen Kollegen ihm zu schnell waren, aber faul oder triebig war er nie. Und die Strecken waren dabei oft anspruchsvoll, enge Trails, felsige Kletterstrecken, querwaldein im Steilhang weil ein Baum im Weg war, oder unser Irrweg im Waldmoor – er ist wie ein Traktor überall durch, hoch und drüber. Auch an dem Feuer am Wegrand ist er uns trotz anfänglicher Angst brav vorbei gefolgt.

Und natürlich wollen wir auch Bandit nicht vergessen, der wieder einmal gezeigt hat dass ein freilaufender Hund sich benehmen kann, ob an Strassen oder im Wald. Auf sein vorbildliches Verhalten wurden wir wieder mehrfach unterwegs angesprochen. Und mit seiner positiven Art sorgt er unterwegs immer wieder für dieses ganz spezielle Grinsen in meinem Gesicht – diese Ohren! 😉

Jetzt ist sie also vorbei, unsere Tour 2019. Längst nicht jedes Erlebnis hat es in den Blog geschafft, zu viel fällt einem erst viel später wieder ein, wie zum Beispiel mein Limbo auf dem Pferd, als ich durch ein von Konni geöffnetes Weidetor geritten bin und erst auf dem letzten Zentimeter den auf Brusthöhe (meiner Brusthöhe zu Pferd) gespannten Draht gesehen habe. Rücklings auf dem Sattel liegend kam ich grad so drunter durch, zum Anhalten oder Vorbeugen war es längst zu spät.

Manches kann man auch einfach nicht so erzählen dass es jemand der nicht dabei war nachempfinden kann, das sind dann unsere ganz eigenen Erinnerungen und Momente.

Wir sind auf jeden Fall stolz auf die Leistungen unserer Tiere, wieder einmal, und dankbar diese Art des Reisens erleben zu können. Mal sehen wo uns unsere nächste grosse oder auch erst mal kleine Tour hinführen wird, wir freuen uns auf jeden Fall schon aufs nächste Mal!

 

1 Comment

  1. Wieder einmal ein super Reisebericht. Da bekommt man beim lesen schon richtig Lust mitzuteilen. Danke!

    Reply

Submit a Comment

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert