Feldberg -> Künaberg
30km, HM bergauf:1909, HM bergab: 1336
Ich werde zuverlässig um halb sechs wach, das ist mittlerweile Routine. Mein erster Blick gilt Schanchot, der diese Nacht das erste Mal ganz ohne pferdige Gesellschaft war – friedlich Gras mümmelnd steht er in seinem eingzäunten Stück Wiese.
Ich überlasse ihn vorerst seiner Mahlzeit und beginne das Zelt abzubauen, als ich auch schon zum Frühstück gerufen werde. Frisches Rührei von eigenen Hühnern! Dazu gibt es Kaffee, Brot, Wurst und Käse – viel zu viel für mich um diese Zeit! Aber ich darf mir Brot zum mitnehmen belegen, und dazu gibt es noch 2 harte Eier und 2 Äpfel auf den Weg. Hatte ich schon erwähnt dass ich hier verwöhnt werde? 😉
Das Packen ist heute etwas tricky, da ich den Weidezaun abbauen und verstauen muss bevor ich satteln und Schanchot beladen kann, und hier gibt es nichts um ein Pferd sicher anzubinden. Aber kurzerhand schnappt sich mein netter Gastgeber Schanchots Führstrick und stellt sicher, dass sich der statt zu grasen nicht heimlich schon mal ohne mich und Bandit auf den Heimweg macht.
Bis zur Liftstation an der Paßhöhe haben wir noch Begleitung, dann entläßt uns unser neu gewonnener Freund auf unseren Weg. Es geht erst mal bergauf, mir wird schnell warm. Aber nach den ersten Kilometern lasse ich mich von Schanchot durch die tolle Landschaft tragen. Dass er doppelt so viel Gepäck trägt wie sonst merkt man ihm nicht an, er läuft flott und gut gelaunt. Als wir an die anstrengendste Etappe des Tages gelangen, den Aufstieg auf den Blößling (immerhin 300HM in 2km), will ich ihn schonen und steige ab. Aber es ist mir unmöglich mit diesem bekloppten Russen Schritt zu halten, also steige ich schnell wieder auf – und muss wieder einmal den Hut ziehen vor der Power und Ausdauer dieses Pferdes! Oben angekommen ist er zwar naßgeschwitzt, aber läßt keine Anzeichen von Ermüdung erkennen. Trotzdem heißt es für mich jetzt wieder laufe, es geht bergab. Erst als wir auf einen herrlichen schmalen Wanderweg, die letzten Kilometer vor dem Hochkopfhaus, gelangen reite ich wieder – das kann ich mir einfach nicht entgehen lassen! Die wenigen Begegnungen mit Wan
derern und Radfahrern klappen problemlos, alle grüßen mich freundlich.
Am Hochkopfhaus darf Schanchot eine Weile grasen, bevor wir uns an einer Bank im Schatten niederlassen. Der Proviant wird vernichtet, wobei mir Bandit und Schanchot netterweise behilflich sind, und ich schreibe noch die Erlebnisse vom Vortag in mein Reisetagebuch. Gestern Abend war ich einfach nicht dazu gekommen… Dann laufe ich die zwei Kilometer bis Herrenschwand.
Herrenschwand ist mittlerweile eine feste Pausenstation geworden wann immer wir hier durchkommen. Das liegt am Sepp Rummel. Nicht dass wir ihn kennen würden, er lebt auch nicht mehr, aber als er vor ein paar Jahren verstorben ist haben Freunde ihm ein «Denkmal» errichtet: Den Rummel-Sepp-Platz. Auf der Bank am Waldrand saß er zu Lebzeiten wohl gerne bei einem Bierchen, und so wurde hier ein Rastplatz für Wanderer und Freunde geschaffen, mit schöner Deko, einem Kasten Tannenzäpfle im Brunnen, und Schnaps aus der Region im Schränkchen. Jeder der möchte kann sich hier eine Weile niederlassen und bedienen, gegen eine Spende ins Kässchen. Und so verbringen wir hier über zwei Stunden. Schanchot darf sich richtig satt fressen, ich genieße gut gekühltes Bier und studiere die Karte, und die 4-Beiner dösen eine Runde.
Als wir uns an den Endspurt nach Künaberg machen muss ich mein Pferd erst mal wecken – aber eine weitere halbe Stunde grasen den Weg entlang macht ihn wieder wach, und es ist ja nicht mehr weit. Leider sind die schönsten Wege in meine Richtung diesmal gesperrt, da sie über Weiden führen, und so müssen wir am Schluß sogar noch über die ganz normale Strasse von Stutz nach Künaberg laufen. Heute sind wir bei Freunden eingeladen, und das Zelt bleibt in der Tasche. Bei Pizza und Bier vergeht der Abend schnell, und wiederum ist es spät als ich ins Bett falle – schon etwas wehmütig, weil dies meine letzte Übernachtung sein wird, und ich doch so gerne nochmal neben meinem kauenden Pferd eingeschlafen wäre…