Weizen -> Ebnet

17km, HM bergauf: 841, HM bergab: 479

Wie üblich werde ich bei Sonnenaufgang wach – sehr zu Bandits Unmut, der dann doch lieber noch im Zelt bleibt. Das Frühstück wird die erste logistische Meisterleistung des Tages. Ich habe den Trangiakocher zugunsten eines kleineren Kochers aufgegeben um Gewicht und Platz zu sparen. Dieser hat jetzt allerdings nur noch ein einziges Kochgefäss – und mein Frühstück soll aus Kaffee und Griesbrei (von Hipp – diese Entdeckung habe ich beim Einkaufen für die Tour gemacht. Ist leicht, kann man mit Wasser anrühren, und hat eine hohe Kaloriendichte 😉 ) bestehen. Also Priorität gesetzt, erst wird Kaffee gekocht. Nachdem ich die erste Tasse getrunken habe fülle ich die zweite ein, um den Topf zu spülen und den Frühstücksbrei zu kochen. Das klappt wunderbar, und so langsam wird auch Bandit wach.

Frisch gestärkt mache ich mich ans Packen. Nach den Mühen am Vortag gehe ich davon aus dass alles passt, wiege aber zur Sicherheit mit meiner Kofferwaage noch einmal nach – zum Glück! Es passte nämlich doch nicht… oder doch?…. Denn auf einmal zeigte das Display ein Gewicht von 12kg für eine einzelne Ortlieb-Tasche an, und Blei hatte ich da dann doch nicht drin. Nach einem Batterienwechsel war meine Welt dann schnell wieder in Ordnung, die Taschen ausbalanciert, und der Entschluss gefasst auf eine mechanische Waage umzusteigen…

Durch dieses Chaos kamen wir erst gegen halb elf los, aber es war ja heute auch nicht weit. Schanchot hat es mal wieder eilig, und ich habe echte Probleme sein Tempo zu halten. Noch schneller und ich müsste joggen – in Wanderstiefeln… Naja, wenn der Weg es erlaubt steige ich auf und reite eine Weile, immer bis entweder der Weg bergab führt, auf Teer entlang geht, oder Schanchot mir zeigt dass es anstrengend für ihn wird.

Gegen Mittag queren wir einen Golfplatz – ganz offiziel auf dem Wanderweg. Ich komme mir, ungeduscht und in müffelnden Wanderreitklamotten, etwas deplaziert vor, aber als wir den heiligen Gral finden, einen Brunnen mit Trinkwasser, werden wir von den Golfern freundlich gegrüsst und gefragt woher wir kommen und wohin wir gehen.

Das passiert im übrigen sehr oft, dass mich Leute ansprechen und sich ein nettes Gespräch entwickelt. Keine Spur von Corona-Panik, viele Menschen sind extrem interessiert an dem was ich da mache, und beeindruckt. Auf dem gesamten Ritt habe ich nicht eine negative Reaktion erlebt!

In besagtem Brunnen steht kein Wasser, das Trinkwasser ist dafür zu schade. Aber ein man kann einfach den Wasserhahn bedienen. Zuerst bekommt der Hund in meinem Hut eine grosszügige Portion, dann wird der Hut für das Pferd zur Selbsttränke: schräg unter den Hahn gehalten läuft er voll und Schanchot kann trinken so lange er möchte. Meine Wasserflasche hatte ich kurz vor dem Golfplatz an einem Restaurant gefüllt bekommen, das zwar Ruhetag hatte, mir den Gefallen aber trotzdem tat.

Kurze Zeit später tauchen wir auf schmalen Pfaden in einen Wald ein, auf dem Weg zu zwei kleinen Burgruinen. Leider werden diese gerade renoviert, was nicht nur schöne Bilder vereitelt, sondern uns auch zur Umkehr und einem kleinen Umweg zwingt – das Baumaterial liegt einfach zu sehr im Weg um mit dem Pferd sicher daran vorbei zu kommen. Ich habe diesen Teil des Weges dennoch genossen, der Wald war einfach wunderbar verwunschen!

Im Tal angekommen folgen wir dem Flüsschen bis wir auf der gegenüberliegenden Seite eine Weide mit zwei Pferden sehen. Kurz

Trotz steinigem Bachbett wollte Schanchot sich ins Wasser legen – klick für Video 😉

danach geht auf der anderen Seite ein Weg in genau unsere Richtung, also zögere ich nicht lange und furte mit Schanchot. Es ist jetzt zwar nicht mehr weit, aber noch früh am Tag, und ich finde wir alle, Hund, ich und Pferd sowieso, haben eine ordentliche Pause verdient. Da ich Schanchot, wenn er alleine mit mir unterwegs ist, beim Grasen immer am Strick behalten muss (er neigt dazu sehr plötzlich satt zu werden und sich dann flott auf den Weiterweg zu machen) sind die Pausen für mich eigentlich keine…

Die Pferde stehen auf dem Gelände von Eddy`s Bike Shop, wo ich frech klingele und frage ob ich Schanchot für ein Stündchen auf eine der Weiden stellen darf. Ich darf! Die Pferde gehören der Schwester des Chefs, und wir bekommen die Weide, Wasser für Mensch und Tier und ein Schläfchen im Schatten – und ja, man kann einen Westernsattel als Kopfkissen nutzen 😉

Auf diesem Weg bekommt man Hunger…

Links eine der Friesenstuten, rechts Schanchot

Bis nach Ebnet, wo wir bei einem Friesengestüt um ein Nachtlager bitten wollen, sind es jetzt nur noch ca. 3km. Die sind schnell zurückgelegt. Nur an einer Weide am Ortseingang will Schanchot nicht so recht vorbei. Obwohl diese leer steht. Er schnorchelt, rollt die Augen und macht einen Kragen. Aber dann ist auch das vorbei und wir finden das Friesengestüt Bellihof. Uns unterzubringen ist etwas kompliziert, da ein Hengst seit 3 Tagen am Stall steht der ein wenig schwierig ist und Familie Zanon dazu zwingt mit den übrigen Pferden zu jonglieren damit alles klappt. Aber sie finden ein Stück Weide für Schanchot, wo er Sichtkontakt zu den Stuten hat und doch weit genug vom Hengst weg ist. Ich selber darf das Zelt im Garten, auf dem Spielplatz aufschlagen. Und dann wird mir gleich mal ein Rothaus in die Hand gedrückt – wie sich herausstellt arbeitet bzw arbeitete fast die ganze Familie in der Brauerei… Hier bin ich richtig 😉

Bandit beaufsichtigt mich bei der Routenplanung

Die freilaufenden Schweine sind ihm unheimlich

Dann kommt auch schon wieder Konni – beim Satteln erst war mir aufgefallen dass ich versehentlich Schanchots Vorderzeug wegrationalisiert hatte, vielleicht hat es auch Konni mit ins Auto getragen, egal, jedenfalls war es ihm ein Anliegen es mir zu bringen, damit mit dem schweren Gepäck später am Feldberg nichts schief geht. So haben wir uns also ein zweites Mal gesehen in dieser Woche…

Eigentlich ging ich davon aus hier selber zu kochen, aber davon wollte Elke nichts wissen. Sowohl am Abend als auch zum Frühstück wurde ich grosszügig verköstigt. Am Morgen kam spontan die halbe Familie dazu, und ich musste mich wirklich aufraffen endlich aufzubrechen.