Plan D, E, F…

by | Okt 14, 2024

Wer denkt, mit Pferden und Maultieren von Süddeutschland nach Riga zu reiten sei eine Herausforderung, der hat noch nicht versucht, von dort wieder heim zu kommen…

Wir dachten ja, wir hätten mit Reserve vorgesorgt, da könne nichts schief gehen. Tja, Leben ist das, was passiert, während du Pläne machst. Wir waren gerade dabei, mit unserem Plan A für den Heimtransport die Details der Abholung zu vereinbaren, als er wegen einem Todesfall in der Familie absagen musste. Er hatte natürlich unser vollstes Verständnis, und wir hatten ja Plan B in der Hinterhand. Jaaaaaa, Plan B musste uns aber leider auch absagen, nennen wir es mal technische Gründe. Beides war absolut nicht vorhersehbar gewesen, und da standen wir nun, mitten im baltischen Irgendwo, und mussten während unserer letzten Reittage den Transport von 4 Equiden, einem Hund, zwei Menschen und unserer kompletten Ausrüstung organisieren.

Ja, auch Riga hat seine Freiheitsstatue 😉

Unser Netzwerk hat uns mit einer reichlichen Anzahl von Kontakten versorgt, aber trotz vieler Versprechen kamen dann nur zwei konkrete Angebote. Plan C klang ideal. Zwar etwas teurer als das andere Angebot, aber sie hätte nicht nur die Pferde, sondern auch uns und das Gepäck untergebracht. Cool, das ging jetzt ja doch ganz einfach – oder auch nicht. Denn der Vertrag ließ auf sich warten, und ein paar Tage vor der geplanten Abfahrt kam dann leider die Nachricht, daß die Fahrerin von einer schweren Grippe außer Gefecht gesetzt war. OK, also Plan D. Zum Glück haben wir diesen Transporteuren gerade noch rechtzeitig Bescheid gegeben, bevor sie sich anderweitig verplant haben. Nur erforderte Plan D jetzt zusätzlich Plan E (oder weitere?), da sie uns und Bandit auf keinen Fall mitnehmen konnten, und auch nicht sicher unser gesamtes Equipment. Was nun? Am einfachsten wäre natürlich ein Mietwagen, denn dann könnten wir die Pferde quasi begleiten, und etwaiges Gepäck, das nicht in den LKW paßt, mitnehmen. Sollte doch möglich sein, bei einem international vertretenen Unternehmen das Auto in Riga zu mieten und daheim wieder abzugeben? War es nicht, nicht mal in Freiburg. OK, und Zug? Da

könnten wir natürlich nichts Großes mitnehmen, da wir einige Male würden umsteigen müssen. Und was ist mit Bandit? Gäbe es da ausreichend Zeit, zwischen den Anschlüssen mit ihm Gassi zu gehen? Und falls von unseren Packkisten welche zurückbleiben, wie bekommen wir die dann nach Deutschland? Eine weitere Option war ein Flug von Riga nach Frankfurt, denn von dort gibt es im Zug eine Direktverbindung nach Basel. Aber leider wiegt Bandit zu viel, um mit uns in der Kabine zu reisen. Die vorgeschriebenen Transportboxen für den Frachtraum gibt es nicht zu mieten, also müssten wir so eine vorher besorgen – und in Frankfurt natürlich irgendwie wieder loswerden, ohne einen Großalarm der Flughafensicherheit auszulösen. Und zurückbleibende Packkisten – siehe oben.

Konni war schon fast soweit, alleine mit dem Flugzeug nachhause zu reisen, um mich und Bandit mit dem eigenen Auto in Antinciems abzuholen, als unsere Stallkollegin Gabi uns aus dem Tunnelblick holte: einen Mietwagen aus Riga in Deutschland abzugeben war unmöglich, ja, aber obwohl wir Basel als Zielort für die Zugverbindung durchaus auf dem Schirm hatten, waren wir nicht auf die naheliegende Idee gekommen, dies auch beim Mietwagen zu probieren. Aber genau das war die Lösung. Bis wir dann tatsächlich in «unserem» Renault Traffic saßen und vom Sixt-Parkplatz rollten, war ich nervös, ob diesmal wirklich alles wie geplant klappt. 

Parallel dazu mussten wir und vor allem unsere Gastgeberin Nora noch an einer ganz anderen Front kämpfen: für den Transport der Equiden benötigten wir ein Gesundheitsattest und TRACES. Bis überhaupt geklärt war, wie das für uns, die die Pferde ja gar nicht exportiert hatten, sondern sie als Transportmittel genutzt hatten, funktioniert, dauerte es ein paar Tage. Und dann wusste irgendwie niemand so genau, welche Nummer von wem benötigt wird. Aber Stück für Stück konnten wir alle benötigten Daten einreichen. Jetzt fehlte nur noch der Besuch des Veterinärs, der für den Tag vor der Abreise abgemacht war. Am Abend dann die Nachricht: heute kommt niemand mehr, Probleme mit dem Lesegerät… 

Unser Häuschen hatte zwar kein Bad im herkömmlichen Sinn, aber nach ein paar Stunden anfeuern konnten wir uns hier herrlich warm waschen – Luxus ist relativ

Der LKW stand schon vor unserer Weide, als endlich die Amtsveterinärin mit den erforderlichen Papieren und einem funktionierenden Lesegerät für die Transponder auftauchte, knapper hätte es nicht sein können! 

Als der Renault voll, unser Häuschen leer und die 4 Rösser auf dem LKW waren, konnten wir es fast nicht glauben – jetzt geht es tatsächlich nach Hause! Zwei lange Tage lagen vor uns. Bei Breslau war eine Übernachtung geplant, und die hatte sich ausnahmsweise völlig problemlos organisieren lassen. Woitek, bei dem wir in Polen zu Gast gewesen waren, hatte mir auf meine Bitte ein paar geeignete Ställe rausgesucht, und schon der erste, den ich kontaktiert hatte, konnte unseren Tieren und den Fahrern ein ideales Nachtquartier bieten. Für uns war dann kein Platz mehr, aber wir bekamen kurzfristig im selben Ort ein gemütliches Hotelzimmer. Es kann auch mal reibungslos laufen bei uns, ja.

Immer im Blick, und wir bekamen regelmässig Nachricht, wie es unseren Kameraden geht und wie wo der Transport gerade ist

Und reibungslos lief dann auch die eigentliche Fahrt, sowohl für uns, als auch für die Pferde. Wir waren natürlich schneller unterwegs als der LKW, und so saßen wir am Freitag Abend schon vor 22.00h auf dem Gordihof im beheizten Reiterstübchen und «mussten» unser erstes Fürstenberg seit dem 1. Mai trinken, denn wir warteten nicht alleine auf den Rest der Herde. Die Reihen lichteten sich zwar nach und nach, aber Stefan und Paddy hielten mit uns durch, bis es gegen 0.30h endlich soweit war: der Transporter rollte auf den Hof! Cordobes rief schon ungeduldig nach uns, und wenige Minuten später durften die 4 Helden auf Hufen ihre Beine strecken: im vollen Galopp eroberten sie die riesige Weide, vermutlich etwas verwundert, den ganzen Platz für sich alleine zu haben. Aber das mit der Reintegration hat Zeit, erst mal sollen sie in Ruhe ankommen. 

Es wurde 3.00h, bis endlich auch wir uns in unserer Ferienwohnung ins Bett kuscheln könnten, erleichtert, daß alle munter und gesund zurück waren – und dennoch mit einem Quäntchen Fernweh im Herzen.

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