Tag 1-5 Der Start – ein Abschied auf Raten
Sonntag, 1. Mai 2022, für uns der Beginn eines neuen Kapitels. Seit Monaten haben wir auf diesen Moment hingearbeitet, haben Rückschläge erlebt, mussten Probleme lösen, haben aber auch oft unerwartete Unterstützung erfahren. „Die Tour“ und vor allem deren Planung und Vorbereitung war so lange der rote Faden in unserem Alltag, dass es sich am Ende seltsam angefühlt hat einfach aufzusteigen und loszureiten wie bei jedem anderen Ausritt. Und dabei zu wissen dass wir so bald nicht zurück kommen
Die «eingelaufene» Socke mit überraschendem Inhalt. Ein Taismann, der uns bis zur Rückkehr ständig begleitet hat.
Die stillen Helfer- ohne die diese Reise garnicht hätte starten können.
Da wir bis zur ersten Etappe mit Begleitung und Gepäcktransport unterwegs waren war der erste Tag letztendlich auch eigentlich nur ein Ausritt mit Freunden. Der Abschied am Stall war allerdings etwas besonderes… Wir hatten alle zu einem kleinen Sektumtrunk eingeladen, aber da 1. Mai war haben wir am Vormittag nicht mit so vielen Menschen gerechnet die uns verabschieden würden. Aber weit gefehlt, wir kamen vor lauter Umarmungen und guten Wünschen kaum zum Putzen und Satteln!
Es war wirklich bewegend wie sehr sich alle einerseits für uns gefreut haben, andererseits aber oft auch Tränen in den Augen hatten weil wir auf eine so lange Reise gehen. Und was uns dann wirklich etwas sprachlos gemacht hat: Alle wollten etwas beitragen, haben gesammelt, und so gab es als Abschiedsgeschenk eine wirklich ausgiebig eingelaufene Socke gefüllt mit Barem für die Tourkasse. Was für eine Stallgemeinschaft – wir werden euch definitiv vermissen!
Wir werden Euch vermissen!
Fertig gepackt fürs Abenteuer.
Von unseren drei Reitbeteiligungen, die längst zu Freunden geworden sind, konnten wir uns am ersten Abend bei einem opulenten Grillen verabschieden, da hatten wir noch etwas Gnadenfrist. Aber am Morgen danach waren wir dann endgültig unter uns und mussten das erste Mal das volle Gepäck auf alle Tiere laden. Das Abenteuer konnte beginnen!
Wie ich gelernt habe bei der Routenplanung andere Maßstäbe zu setzen…
Diese Brücke war für Gepäck zu schmal, und über den Bach – der zugegebenermaßen sehr steile Ufer hatte – war nur Cordobes zu bewegen…
Normalerweise plane ich unsere Strecken immer online, und normalerweise gebe ich bei der Auswahl der Planungkriterien immer an: „Trittsicherheit: erfahren“. Blöd wenn man ein Packtier mit ausladenden Taschen dabei hat… Ich sage es mal so: Wir sind angekommen. Heil. Ohne Schäden am Material. Aber zumindest ich war irgendwann mit meinen Nerven am Ende, und völlig erledigt waren wir alle 6. Ab jetzt heißt es „Trittsicherheit: durchschnittlich“.
Aber am Abend wurden wir bei Maria, die wir vor etwa 3 Jahren schon einmal mit unseren Pferden besucht hatten, fürstlich versorgt, nach Auflauf mit Salat wartete ein komfortables Zimmer und eine wunderbar heiße Dusche auf uns.
Am nächsten Tag nach einem ebenso fürstlichen Frühstück durften wir eine Premiere erleben: Maria und ihre Freundin Gigi wohnen keine 2km voneinander entfernt, jede mit Pferd, und da müssen erst zwei Wanderreiter vorbei kommen damit sie zusammen ausreiten – die beiden haben uns auf den ersten Kilometern begleitet und uns die besten Wege für den Tag empfohlen. Heute war Genussreiten angesagt!
Ein Abend mit "Weltumreiter" Manfred Schulze
Wer sich für Manfreds großes Abenteuer interessiert: Sein Buch “Mit zwei Pferden um die Welt” ist käuflich zu erwerben 😉
Manchen wird der Name etwas sagen, anderen nicht. Er ist der Weltumreiter, hat Ende der 90er mit seinen zwei Huzulen einen mehrere Jahre dauernden Ritt einmal um die Erde gemacht. Hut ab vor dieser Leistung, zumal er nicht wie wir heute mit GPS und Smartphone unterwegs war. Heute lebt er, nach einem unglaublich bewegten Leben, auf einem Pferdehof in Baden-Württemberg und hat uns und unsere Tiere für eine Nacht aufgenommen. Es war ein ganz besonderer Abend, und bei einem wirklich feinen Hausbrand saßen wir noch lange zusammen und haben Erfahrungen ausgetauscht.
Ein glückliches Muli auf Abwegen!
Diesem langen Abend ist es dann wohl geschuldet dass wir beim Aufbruch am nächsten Morgen beinahe ein Reittier verloren hätten. Heute sollte Sati das erste Mal als Packpferd mitlaufen. Fürs erste sollte ich sie einzeln führen, Konni kam mit den Mulis hinterher. Manfred hat uns noch ein paar Meter begleitet, dann waren wir raus aus dem Dorf und ich habe nebenbei auf dem Handy nochmal die Strecke kontrolliert, als ich von Konni einen lauten Ruf höre: „Cordobes ist weg!“ Wie, Cordobes ist weg? Wie kann das denn sein, ich habe beim Abschied winken doch beide Mulis bei Konni gesehen??? Naja, der immer unauffällig folgende Cordobes – im Gegensatz zu Pablo muss man ihn eigentlich nie am überholen hindern oder zum flotteren Laufen animieren – hat wohl einfach die Gelegenheit genutzt als Konni unbemerkt sein Führseil aus der Hand geglitten ist und sich auf das frische Gras am Wegrand gestürzt. Jedenfalls war weit und breit nichts von ihm zu sehen. Also, zurück mit allen. Und eine Kurve zurück kam er uns auch schon entgegen der Ausbrecher. „Was denn, ich komme ja schon. Aber wenn ihr mir jetzt entgegen kommt dann kann ich auch nochmal ans Gras!“
Das Ende der geplanten Route
Wellness für die Vierbeiner – da legt sich Sati einfach dazu
Nein, wir hören nicht auf mit Weiterreiten – aber unser viertes Quartier ist das letzte das wir vorher geplant haben. Bei Angela haben wir für zwei Nächte einen schönen Offenstall für unsere Tiere, denn Konni muss einen wichtigen Termin wahrnehmen. Für Cordobes, Pablo, Sati und Bandit gibt es Pausentag, ich bin dagegen durchaus beschäftigt: Packtaschen aufräumen, spülen, misten, die Vierbeiner bürsten, Wasser und Heu auffüllen, einkaufen, Zelt trocknen, Route grob planen, Blog schreiben… Pausentag würde ich das nicht nennen… Aber zumindest letzteres gestaltet sich wirklich gemütlich: den Laptop auf dem Schoss und Bandit neben mir eingekuschelt sitze ich im Heu, neben mir drei heumümmelnde Equiden. Fehlt nur der Kaffee… so, und den gehe ich mir jetzt kochen, also bis zum nächsten Mal!