Wir sind in Lindau angekommen. Unserem ersten Zwischenziel. 13 Tage nach unserem Aufbruch haben wir es geschafft.

11 Reittage, 2 Pausentage und etwa 250km liegen hinter uns, und ich finde es ist Zeit einmal Danke zu sagen.

Danke an unsere Reittiere, die uns und unser Gepäck so unermüdlich tragen. Die jeden Weg mit uns gehen, und auch nach dem anstrengendsten Tag sofort zu uns gelaufen kommen wenn wir mit den Halftern winken.

Danke unsere Arbeitgeber, die uns die Möglichkeit gegeben haben unseren Traum zu verwirklichen.

Danke an die Freunde zuhause, die uns im Vorfeld so geholfen haben und uns die Sicherheit geben dass wir im Fall der Fälle von egal wo abgeholt werden.

Und Danke an die vielen Menschen die unsere Reise unterwegs so unfassbar leicht erscheinen lassen.

Egal wo wir bisher um ein Nachtlager gebeten haben, wir wurden (fast) nie abgewiesen. Schon mittags bekommen wir manchmal von wildfremden Menschen ungefragt ein Nachtlager angeboten, und an einem Tag konnte uns ein netter Autofahrer sogar einen Tipp geben für genau die Gegend die wir deutlich später am Tag noch erreichen wollten.

Am Hasslacher Hof, ein Biohof mit Legehennen und Mutterkühen, wurden wir großzügig mit Futter für die Pferde und Eiern versorgt.

Auf der Ponderosa, der kleinen privaten „Ranch“ der Familie Nägele, bekamen nicht nur unsere Pferde eine tolle Weide und wir einen Schlafplatz in einer leeren Box, nach diesem sehr anstrengenden Tag wurden wir von unserem Gastgeber noch mit ins Dorf genommen und auf ein kühles Bier auf der Bank vor dem Haus eingeladen, bevor wir dann zwei Häuser weiter in die Pizzeria sind. Dort war wirklich jeder Tisch besetzt, aber als wir etwas verloren in der Tür standen, verschwitzt, erledigt und nach Pferd riechend, wurden wir an den Stammtisch gewunken. Wie sich herausstellte war das der Schwiegervater unseres Gastgebers. Bei Schnitzel und Salat verbrachten wir einen herrlichen Abend.

Unser Nachtlager

Unsere Wasserversorgung

Bandit fand die Ranch extrem gemütlich

Am nächsten Morgen waren wir gerade am Packen und Satteln. Der Gurtdruck bei Cordobes war wieder schlimmer geworden, immer noch nicht offen, aber doch recht geschwollen. Ich beschloss also ihn vorerst nur zu führen, damit ich den Gurt nicht anziehen muss. Unser Gastgeber kam da gerade dazu, verschwand kurz, und kam mit einem Stück Lammfell zurück, aus dem ich nicht nur einen Gurtschoner basteln konnte, sondern für beide Mulis auch noch ein Stück unter den Ring vom Hinterzeug binden konnte, wo der Haarbruch langsam doch etwas arg wurde. Übrigens ist der Gurtdruck seit Verwendung dieses Lammfells Geschichte, nur wenige Stunden später war nichts mehr davon zu sehen und kam auch nicht wieder.

Nicht mehr weit bis zum Abenteuer Autofähre

Auf der Fähre waren wir natürlich die Sensation

Ein für alle Beteiligten etwas nervenaufreibender Tag war die Etappe mit der Fährfahrt. Viel Strecke durch die Stadt, viele Radfahrer, die Fährfahrt selber mit der Enge und den lauten Motoren – wir alle waren froh als wir aus Meersburg heraus und wieder auf dem Land waren.

Nachtlager in der Obstplantage

Feierabend

Nur sahen wir weit und breit keine Weiden, Wein und Obst soweit das Auge reichte! Dennoch haben wir an dem erstbesten Haus im Grünen gefragt ob sie eine Möglichkeit wüssten wo wir übernachten könnten. Und wir hatten wieder mal Glück: Sabine und Elke haben uns ein Stück Wiese neben den Obstbäumen gegeben, wo wir sogar schon einen Zaun vorfanden, so dass wir nur ein Stück Litze ziehen mussten um die Bäumchen vor gierigen Equidenzähnen zu schützen. Wir waren kaum fertig mit unserem Lageraufbau, da brachten sie uns mit dem Fahrrad drei Eimer Wasser für die Tiere, und kurz darauf stand der ältere Herr, den wir beim Ankommen zwischen Rebe gesehen hatten am Zaun und hat uns angeboten uns am nächsten Morgen Brötchen mitzubringen. Wir waren dafür wirklich dankbar, denn an einem Laden waren wir heute nicht vorbeigekommen.

Am Morgen dann saßen wir gerade beim ersten Kaffee, als unsere Gastgeberin auch schon wieder da war, diesmal mit einem Korb voller Leckereien für unser Frühstück und einer Tüte Möhren für die Tiere.

Kurz vor dem Ziel die zu kleine Brücke… zum Glück war Platz zum Furten

Traumweide mit Aussichtspunkt

Traumweide mit Aussichtspunkt

Unser letzter Schlafplatz vor Lindau war unser bisher einfachster: Nur ein Stück Wiese, Wasser aus dem Fluss und eine Gaststätte die Ruhetag hatte. Das Wetter begann umzuschlagen, und wir mussten uns überlegen wie wir wohl bei Regen noch kochen könnten. Aber auch hier haben wir die Gastfreundlichkeit der Menschen unterschätzt: Wir bekamen eine Salamipizza, Bier und 2 große Flaschen Mineralwasser gebracht. Wir kennen nicht einmal den Namen dieses tollen Menschen, aber wir werden uns immer an diesen Abend erinnern.

Und dann die Hiobsbotschaft: Unser seit Wochen geplantes Quartier bei Lindau wurde uns kurzfristig abgesagt! Jetzt hieß es auf die Schnelle einen Platz für drei Equiden und drei Nächte finden, so stadtnah keine leichte Aufgabe. Aber wir alle hatten die Pause jetzt nötig, also haben wir alles versucht. Von einem Reitstall in der Nähe, der leider keinen Platz für uns hatte, bekam ich einen Ort und einen Nachnamen als Tipp, mehr Infos hatten sie leider nicht, nur dass es dort wohl einen Offenstall gäbe. Also Google gefragt, auf Verdacht die erstbeste Telefonnummer unter dem genannten Namen gewählt, und: Treffer! Er habe auch prinzipiell die Möglichkeit uns unterzubringen, nur leider waren genau für dieses Wochenende bereits andere Pferde angemeldet und er somit belegt. In der Hoffnung dass er als Ortsansässiger Pferdemensch vielleicht doch noch eine Idee hätte wo ich anfragen könnte verabschiedete ich mich nicht sofort, und je länger unser Gespräch ging und je mehr Ideen er verwarf umso öfter schien er zu überlegene wie er uns doch aufnehmen könnte. Und tatsächlich: Selber schon oft auf Wanderritten unterwegs gewesen konnte Gebhard sich in unsere Situation gut hineinversetzen und hat schließlich eine Weg gefunden! Jetzt dürfen unsere Equiden auf einer riesigen Weide 2 Tage die Seele baumeln lassen, und sind dort so sicher untergebracht dass wir ohne schlechtes Gewissen den Luxus eines Badezimmers und eines Bettes genießen dürfen.

 

Wir können uns wirklich glücklich schätzen diese Reise erleben zu dürfen. Die ersten zwei Wochen waren schon so unglaublich schön, und sie waren erst der Beginn. Wir sind nicht zurück am Heimatstall, wir werden nicht verladen und umkehren, wir dürfen weiter, immer weiter.

Mit Cordobes, dem sanftmütigen Riesen, mit Sati, die immer alles richtig machen möchte, mit Pablo, der immer Blödsinn im Kopf hat und mit Bandit, der immer auf uns alle aufpasst.