Unser nächstes Etappenziel: Oberstdorf im Allgäu. Der erste Tag hat uns mit herrlich kühlen Wäldern, saftig grünen Wiesen und sanften Hügeln verwöhnt, und am Abend fanden wir schnell ein Plätzchen mit fettem Gras unter Bäumen, wir selber durften unsere Matten in der großzügigen und trockenen Gartenhütte auslegen – pünktlich zum Absatteln hatte uns nämlich eines der vielen Gewitter, die wir schon den ganzen Nachmittag grollen gehört hatten, eingeholt. Es hätte der perfekte Tag sein können…
Wir waren gerade fertig mit Essen (heute Couscous mit Würzpaste und Trockenaprikosen) und wollten vor dem Schlafengehen nur noch schnell Wasser für Bandit hinstellen. Da Wasser immer knapp ist hat Konni die Schüssel genommen, Wasser aus dem Eimer für die Pferde geschöpft und – rumms, damit hatte sich der perfekte Tag! Ich habe mein Geschirrspülen kaum unterbrochen, nur etwas grinsend zum fluchenden Konni gemeint dass ich es auch schon geschafft hatte die wirklich sehr tiefe Dachkante mit dem Kopf zu treffen, bis er das Blut erwähnte…
Ergebnis Regenrinnenkante-Konni: 1-0
Mit einer hübschen Platzwunde mitten auf der großen Denkerstirn hat unser Gastgeber uns netterweise ins 9km entfernte Krankenhaus gefahren. Hätten wir mißtrauisch werden sollen als er sich gewundert hat dass wir ihm gesagt haben er brauche nicht warten (man kennt das ja mit nicht-lebensbedrohlichen Verletzungen in Notaufnahmen…), wir würden zurück ein Taxi nehmen? Wir hätten!
Die Kleinstadt war so klein, dass um kurz vor 22.00h kein Taxi mehr zu bekommen war… Wären da nicht die Pferde in der nicht allzu großen Weide und der Hund ohne Wasser gewesen, wir hätten kurzerhand ein Zimmer genommen, wäre sicher einfacher gewesen als ein Taxi zu bekommen, und nicht wirklich teurer. Am Ende hat es Konnis wirklich nette Ärztin dann zum Glück geschafft ein Taxi aus Isny zu finden, aber wegen der langen Anfahrt haben wir für die 9km schließlich über 70€ bezahlt!
Zurück an unserer tiefergelegten Gartenhütte war uns nach einem kühlen Bier, aber man kann nicht alles haben… naja, in Bayern wohl schon: unser Gastgeber ahnte wohl dass nach der Notaufnahme ein wenig Naturmedizin nicht schaden kann, und hat uns zwei Halbe in unser so plötzlich verlassene Kochchaos gestellt. Guter Mann!
Allgäuer Gastlichkeit
Ausblick beim Kochen
Bei Michaela unter dem Maibaum
Warum einfach wenn man auch schlängeln kann – aber Biegung auf dem Reitplatz ist unmöglich…
Mein Ehrenwort, das Bild ist nicht bearbeitet, der Abend war so kitschig
Tolle Menschen – ja, noch mehr
Weitere Dramen gab es bis jetzt dann zum Glück nicht mehr, außer verlorenen Duplos, einem zerrissenen Sidepull und furchtbaren Teerstrecken. Alles war lösbar, nichts konnte uns länger aufhalten. Trotz immer noch langer Morgen”routine” schaffen wir jeden Tag 20 bis 25km, und begegnen weiter den tollsten Menschen.
Ganz besonders hat uns gleich am Montag Michaela überrascht. Wir haben die Reittiere gerade knapp außerhalb von Höhenreute grasen lassen, da kam ein Mini vorgefahren, die Fahrerin stieg aus und hat uns ganz spontan zu sich nachhause auf einen Kaffee eingeladen! Die Pferde konnten dort weiter grasen, wir bekamen erst den versprochenen Kaffee, dann noch einen, ein Zitronenwasser, Eis und einen netten Plausch mit der ehemaligen Shagya-Züchterin und ihrer Familie. Nachdem Bandit noch eine kleine Runde im Hofteich schwimmen war gingen wir viel zu spät für die eigentlich geplante kurze Pause, aber sehr erfrischt wieder auf die Strecke.
Zwei Tage später ritten wir gerade in der Mittagshitze eine zermürbende Teerstraße entlang (das war wirklich der schlimmste Tag bisher!) als uns ein Münchner Geländewagen entgegen kam. Sehr rücksichtsvoll hat er gebremst um uns passieren zu lassen, ein kurzer Wortwechsel, netter Mann. Nur wenig später kam er wieder an uns vorbei, und dieses Mal lud auch er uns auf eine Erfrischung zu sich und seiner Frau ein. Die Mulis und Sati fanden ein tolles Stück Wiese und Wasser, und wir bekamen gekühlte Getränke soviel unsere Bäuche fassen konnten.
Kleine Peinlichkeit am Rande: kurz hinter Sonthofen lag direkt neben dem Radweg ein Biergarten. Ich befürchte die Leute dort haben uns nicht geglaubt dass wir sonst nicht jede Gelegenheit auf ein Bierchen wahrnehmen, denn Pablo und Cordobes sahen die Bänke, hielten an, drehten sich in die Richtung und ließen sich kaum bewegen weiter zu gehen….
Ja, und jetzt sitzen wir bei alkoholfreiem Weizen und Kaffee in der Campingklause in Oberstdorf und gehen die ersten 200km der Alpenstrecke durch, mit dem nötigen Respekt vor den Problemen die uns ein breit beladenes Gepäcktier auf den teils schmalen Bergpfaden machen würde.
Wir können nur hoffen dass wir alles richtig machen, und zur Not rechtzeitig umkehren. Also, auf in die Alpen!