Heute fällt es mir besonders schwer von den letzten 2 Wochen zu berichten. Denn das waren sie: die letzten. Heute fiel die Entscheidung. Wir brechen ab. Cordobes hat Probleme mit der nassen Kälte, Sati hat sich verletzt. Es macht keinen Sinn auf Biegen und Brechen weiter zu kommen, das ginge nur auf Kosten der Tiere. Aber der Abschied fällt uns schwer. Nicht der Abschied von Polen, wo wir mittlerweile sind, denn dort werden wir wohl noch eine Weile sein bis alles organisiert ist, sondern der Abschied von unserem Vagabundenleben. Und das, obwohl es zuletzt alles andere als einfach war.
Aber von vorne:
Nach ein paar Nächten in der «Wildniss» kamen wir durch Šumperk, eine kleine Stadt, wo wir ein Outdoorgeschäft gefunden hatten. Leider war unser Plan, wir wollten am Campingplatz vor dem Ort übernachten und evtl auch einen Pausentag einlegen, nicht aufgegangen, für die Equiden war dort einfach keine Wiese zu finden.
Also bissen wir uns durch, am anderen Ortsende sollte eine Ranch sein. Der Weg zog sich in die Länge, aber endlich hatten wir sie gefunden, und wir durften bleiben. Auch für 2 Nächte. Und nachdem wir mehrfach darauf angesprochen worden waren ob wir denn zum Trailturnier am Samstag bleiben wollten waren auch 2 weitere Übernachtungen schnell organisiert, auch wenn unsere 3 Reittiere wegen der zahlreichen Gaststarter dann mit etwas weniger Fläche auskommen mussten – aber immer noch mehr als wir ihnen mit unserem eigenen Zaun normalerweise bieten können.
Und es hat sich gelohnt zu bleiben! Es war toll diesen etwas anderen Turniertag mitzuerleben, sogar mitzumachen. Denn es war überhaupt kein Problem daß ich mit Cordobes am geführten Trail teilnahm, und überraschenderweise bekam ich dann auch noch eine sehr nette Stute für den gerittenen Wettbewerb angeboten.
Die Stimmung war entspannt, das Essen bestens, und ein neues Knotenhalfter für Cordobes wurde mir auch mal eben auf Maß geknüpft.
Als wir am Sonntag wieder aufbrachen hatten wir von Stallchef Jonny nicht nur das nächste Quartier organisiert bekommen, sondern auch Wegbegleiter, die uns die ersten Kilometer zeigen sollten.
Leider wurde das Wetter nun immer schlechter, Regen und Wind häufiger, die Temperaturen fielen. Umso glücklicher waren wir, daß wir am Abend eine kleine Ferienwohnung und die Pferde eine Weide mit Unterstand bekamen. Doch ab dem nächsten Tag wurde es ungemütlicher.
Wir hatten zwar immer das Glück rechtzeitig eine passende Wiese zu finden, aber außer gelegentlich einen Baum gab es keinen Wetterschutz für die Tiere. Und Cordobes bekam wirklich Probleme, war am Morgen vor Kälte so verspannt daß an Aufsitzen erst mal nicht zu denken war.
Mit Woilach und BW-Poncho konnten wir ihn zwar gut warmhalten, aber das hält nicht sehr gut auf ihm. Die ersten Gedanken an einen Tourabbruch kamen auf….
Aber so schnell wollten wir die Flinte nicht ins Korn werfen. Eine leicht gefütterte Regendecke musste doch aufzutreiben sein!
Aber irgendwie ging dann alles sehr schnell.
In Zieleniec, einem Wintersportort, fanden wir für die Pferde einen Platz auf einer kleinen Westernranch, wir selbst konnten den Luxus eines Bed & Breakfast mit Sauna genießen. Sogar ein tolles Restaurant fand sich an diesem Abend. Aber nach einer Nacht mit 6°, Wind und Regen war Cordobes so durchgefroren, daß wir beschlossen haben, so geht es nicht weiter.
Mit Hilfe der netten Angestellten unserer Gastgeber fanden wir eine Ranch, die bereit war, uns für ein paar Tage Unterschlupf zu gewähren. Dort wollten wir die Tiere sich erholen lassen und jeden Weg mit Taxi oder Zug inkauf nehmen, um eine gute Regendecke für Cordobes zu finden.
Die Strecke war zwar zu lang für eine Tagesetappe, aber mit der Aussicht auf eine brauchbare Station könnten wir es schon noch einen Tag überbrücken. Allerdings hieß es erst mal laufen.
Meine Satteltaschen bekam Pablo aufgeladen, Cordobes bekam über den Sattel und die Kruppe einen Poncho, und kurz vor Mittag kamen wir endlich los. Zum Glück wurde unsere Frostbeule schnell warm, aber wir wollten kein Risiko eingehen, und so liefen wir am Ende 15km bevor wir uns nach einer «kurzen» Rast trauten wieder umzuladen und in den Sattel zu steigen.
«Kurz» deswegen, weil es eigentlich so geplant war. Die Karte zeigte uns an, daß da eine Raststelle mit überdachter Sitzgelegenheit kommen sollte, die wollten wir nutzen um wenigstens halbwegs im Trockenen sitzen und unser letztes Brot mit der letzten Dosenwurst essen zu können. Der Platz war aber schon besetzt.
Eine Familie saß mit Würsten am offenen Feuer. Naja, nachdem wir den Pferden etwas Kraftfutter gegeben hatten saßen wir da auch, und hatten nach der Pause mehr Essensvorräte als vorher, da wir nicht nur mit Würsten versorgt wurden, sondern auch noch das übrig gebliebene Brot mitnehmen durften.
Dadurch wurde es leider später als gedacht, aber im allerallerletzten Tageslicht näherten wir uns unserem angepeilten Ziel, ein weiterer Rastplatz am Rand eines kleinen Nationalparks. Keine Ahnung was wir getan hätten wenn es dort kein Gras gegeben hätte, aber es gab. Und einen kleinen Bach zum Glück auch, denn wir hatten fast kein Wasser mehr. Das Wasser aus dem Bach war zwar nicht wie erhofft klar, aber nach einem Durchlauf durch unseren Filter und 10minütigem Kochen trauten wir uns doch es zu trinken.
Am Morgen kamen wir ganz gut los, und wir hatten ja nur noch 20km – also quasi ein Klacks. Und dann kam da dieser Berg. Nicht hoch. Und aufwärst war der Weg wirklich harmlos. Aber auf der anderen Seite wieder hinunter? Es gab Wanderwege die eher Klettersteige waren, und kaum mehr erkennbare Forstwege. Und es war steil, teilweise extrem steil. Wir fühlten uns an manche Tage in den Alpen zurückversetzt.
Mehrfach mussten wir uns mühsam Pfade durchs Unterholz suchen, einmal ging es gar nicht weiter und wir mussten umkehren. Am Ende waren wir heilfroh als wir wieder im Tal waren. Ab da ging es eigentlich gut voran, nur wollte Sati nicht so flott laufen wie gewohnt.
Mehrfach haben wir sie durchgecheckt, konnten aber nichts dramatisches finden, und lahm ging sie auch nicht. Und dann fiel uns kurz vor dem Ziel eine jetzt klaffende, kleine Verletzung auf, die vorher in dem schwarzen Fell wohl einfach zu gut getarnt war.
Ein Tierarzt für eine Antibiose war hier am Sonntag nicht zu bekommen, auch nicht mithilfe unseres Gastgebers, und bis am nächsten Morgen war das Bein dick.
Das war für uns der Punkt an dem wir beschlossen haben unsere Tour zu beenden.
Einen besseren Ort um in Ruhe die Heimreise zu planen könnten wir nicht finden, und wir können es einfach nicht mit unserem Gewissen vereinbaren jetzt um jeden Preis weiterzumachen. Ja, wir saßen ein paar Stunden nach der Entscheidung traurig auf dem Sofa, wünschten uns, doch einfach weiter zu reiten. Aber mittlerweile haben wir die Situation akzeptiert. Wir wissen noch nicht wie lange es dauern wird bis wir letztendlich zurück sind, wo wir und die Pferde dann genau unterkommen, aber da können wir in aller Ruhe nach Lösungen suchen. Und bis dahin haben wir alle 6 hier einen gemütlichen Platz gefunden bei einem sehr netten und hilfsbereiten Gastgeber.