5Tag 22 – 27
Nach dem netten Willkommen der Alpen haben diese uns dann doch noch gezeigt dass mit ihnen nicht zu spaßen ist…
Der erste kleine Pass der in unserem Weg war war der Schrofenpass – mit Pferden nicht zu schaffen, da es über seilgesicherte Steige und schmale Metallbrücken geht. Aber es gab da die Möglichkeit den Pass über sogenannte Eselpfade auf eine Hochalm zu umgehen. Anfangs waren diese auch noch ganz gut zu sehen, aber nach einer kleinen Mittagsrast auf etwa 1700m Höhe, begleitet vom Pfeifen der Murmeltiere (unsere Equiden fanden das übrigens sehr gruselig) mussten wir schon sehr genau hinsehen. Das letzte Stück aufwärts, wir waren längst abgestiegen, wartete sogar mit Restschnee auf. Dann war der Weg wirklich gar nicht mehr zu erkennen. Auf einem winzigen ebenen Stückchen mussten unsere Vierbeiner geduldig warten bis wir den Stacheldraht vor uns geöffnet hatten, denn etwas weiter sahen wir tatsächlich Wanderwegschilder!
Wie sich später herausstellte war das zwar nicht unser eigentlicher Track, aber der schmale, steinige, schlammige und teilweise sehr steile Wege führte uns dennoch am Ende nach Warth, wo wir bei gewittrigem Regen ankamen.
Leider hat uns diese Etappe Konnis Kamera gekostet: Der Pfad führte zwischen 2 alten, fast verfallenen Ställen hindurch, rechts und links so weit man sehen konnte stabile, hölzerne Zäune, zwischen den Mauern eine schmale Tür durch einen hohen, massiven Holzzaun. Und natürlich war die Tür nicht breit genug für das Packtier. Also schnell Fotos von der Situation gemacht, Packtaschen runter, Packtier durch die Tür und wieder aufladen. Da war die Kamera natürlich im Weg…. Leider dachte Konni hinterher nicht mehr daran dass er sie abgelegt hatte, erst im Tal fiel es ihm auf, aber umkehren kam da schon nicht mehr infrage. Schade vor allem um die vielen Fotos die uns damit verloren gegangen sind…
Nach einer trockenen Nacht in einem kleinen Geräteschuppen auf der Weide unserer Equiden gab es ein kurzes Frühstück im örtlichen Imbiss, wo wir im ausdauernden Nieselregen wieder einmal ein Duplo erneuerten, bevor es auf die mit Abstand unschönste und anstrengendste Strecke bisher ging – am Ende waren es 35km, die meisten davon auf Teer und großen Straßen, der Flexenpass und der Arlbergpass waren für uns nicht zu umgehen. Alle Wanderwege die uns abseits der Straße über die Höhe geführt hätten waren entweder wegen Schnee, Unterspülungen oder Felsabrutschungen nicht für uns passierbar, und ja, einige haben wir selber ausprobiert. In Zürs haben wir zu unserer und der Sicherheit unserer Pferde mit der örtlichen Polizei gesprochen, die uns für die lange und enge Galerie am Flexenpass eine Blaulichteskorte versprochen hat. So ging es also am Nachmittag teilweise im Trab vor dem Polizeiauto durch den 1,5km langen Tunnel – und wir waren heilfroh über dieses Auto hinter uns!
Am Arlbergpass waren wir schon reichlich erschöpft, körperlich und nervlich, und hätten unsere Weide auf jedem Stückchen Wiese abgesteckt auf dem genug Gras für eine Nacht gestanden hätte, aber wir fanden schlichtweg nichts! Also weiter Richtung Tal in der Hoffnung auf üppigere Vegetation. Als ich den Verlauf der Straße auf der Karte angeschaut hatte um zu sehen wann Wiesen oder Weiden zu erwarten wären sah ich, dass wir nur noch etwa 3km bis St. Anton hatten, also habe ich nach Reitställen dort gegoogelt. Und tatsächlich gab es ein kleines Haflingergestüt dort, die uns zumindest einen Paddock für die Tiere bereitstellen konnten! Die Erleichterung war groß, bis wir feststellten dass es noch fast 9km bis dorthin waren, da wir komplett durch den Ort durch mussten…
Egal, strammen Schrittes führten wir die Tiere weiter auf der Hauptstraße, auf der zum Glück nicht allzu viel Verkehr war. Aber irgendwann konnten unsere Füße wirklich nicht mehr, also sind wir in St. Anton, das wie ausgestorben wirkte zwischen Winter- und Sommersaison, doch nochmal aufgestiegen. Und unsere Mulis (Sati war heute Packtier) haben uns mit einer Power überrascht die wir ihnen nach diesem Tag wirklich nicht mehr zugetraut hätten. Flott ging es die letzten Kilometer zum Haflingerhof, wo die 3 ein offensichtlich wohltuendes Schlammbad nahmen und mit Heu und Müsli bestens versorgt wurden. Sogar für uns gab es einen an diesem Abend mehr als willkommenen Luxus, ein Gästezimmer mit Dusche und einem tollen Hundebett für Bandit war blitzschnell für uns hergerichtet. Am Morgen bekamen wir noch ein üppiges Frühstück vor die Zimmertür gestellt, und so machten wir uns mit tollen Tipps für die weitere Strecke und wiederhergestellter Moral und neuen Kräften wieder auf den Weg.
Unser nächstes Ziel sollte Grins sein, leider schafften wir es nur bis Quadratsch. Nein, die Ortsnamen sind keine Erfindung, die heißen wirklich so!
Der Wanderweg nach Grins, den uns ein ortkundiger älterer Herr beschrieben hatte, war wunderschön! Es ging auf schattigen Waldwegen in die Höhe, dann immer am Hang entlang. Bei tollem Reitwetter, der angekündigte Regen verschonte uns, ritten wir gut gelaunt und in der Hoffnung auf baldigen Feierabend unserem Ziel entgegen, als Konni, der vorne ritt, anhielt und abstieg. Ich konnte erst nicht sehen warum, aber dann zeigte er mir das Warnschild und den halb verschütteten Weg. Hier war führen wirklich besser. Bis er seine zwei Tiere sortiert hatte war ich mit Cordobes schon voraus, aber nicht weit. Denn was zunächst nur etwas unwegsam war war dann plötzlich – weg. Ein kompletter Hangrutsch hatte vom vorher so schönen Weg nur noch ein ebenes Stück von ca. 20cm Breite übrig gelassen, daneben ging es steil bergab. Keine Chance mit den Pferden, selbst zu Fuß hätte ich mich da nur ungern hinüber getraut.
Also fast alles wieder zurück, ins Tal absteigen, und am Fluss entlang weiter. Leider bescherte uns das wieder einmal einige Kilometer Hauptstraße, ein kurzes Stück durch eine unübersichtliche Kurve, in der uns ziemlich mulmig war. Aber wir gelangten sicher nach Plains, wo wir endlich abbiegen konnten. Der Weg führte uns nach Quadratsch, wo wir eine Weide mit Pferden sahen. Ein Spaziergänger konnte uns Auskunft über den Besitzer geben, nur wohnte der leider in Grins… Also wohl doch weiter zum ursprünglichen Ziel, auch wenn das jetzt wieder einiges an Höhenmetern aufwärts bedeutete…
Nicht faul fragten wir natürlich trotzdem jeden den wir auf dem Weg sahen nach einer Möglichkeit uns etwas Weide abzustecken, und wieder einmal war das Glück uns hold: ein netter Landwirt hatte Platz für uns, wir bekamen von der ganzen Familie tatkräftige Hilfe beim Zaunbau und der Wasserversorgung, und am Ende sogar ein leckeres Abendessen und einen gemütlichen Abend bei Bier und Plausch. Wir waren alle sehr froh dass wir nicht weiter mussten, bis hierhin waren es schon 30km geworden und Bandit lahmte wegen einer kleinen Ballenverletzung. Nichts tiefes, aber immerhin so schmerzhaft dass wir unterwegs extra angehalten hatten um ihm einen Polsterverband zu machen.
Zum Abschied am nächsten Morgen gab es noch ein Päckchen selbstgemachte Würste, und wieder einmal große Hilfe bei der Routenplanung. Der empfohlene Weg war wunderschön, und schon nach 6km fanden wir den Reitstall den unser letzter Gastgeber uns empfohlen hatte um nach einem Platz für einen Pausentag zu fragen, den wir nach den letzten zwei Tagen und mit Bandits Pfotenproblem einlegen wollten. Dort gab es mitten im Ort allerdings keinen Platz für uns. Aber die Pferde liefen motiviert, und Bandit hatte sich längst den Verband ausgezogen und lahmte kein bisschen mehr. So beschlossen wir dass es wohl kein Problem wäre heute doch noch ein paar Kilometer zu reiten, und bei einem heißen Kaffee fand sich dann doch noch schnell eine Lösung für uns: die netten Besitzer des Reitstalls haben sich bei Bekannten und Freunden umgehört, und einer stellte uns wie selbstverständlich eine Wiese zur Verfügung. 15km auf leichten Wegen den Inn entlang ging es zum Badesee in Ried, die Wegbeschreibung war absolut idiotensicher, und hier gibt es alles was das Herz an einem Pausentag begehrt: Gras für die Pferde, ein schattiges Plätzchen auf der Wiese, einen Badesee mit Toiletten und heißer Dusche für uns, ein kleines Restaurant fast neben dem Platz und Einkaufsmöglichkeiten.
Morgen sind wir hoffentlich alle gut erholt wieder unterwegs, und dann wird es spannend: Es ist nicht mehr weit zum Reschenpass, und es ist noch nicht klar ob es eine Umgehung für die Tunnel auf dem Weg nach Nauders gibt. Also gibt es außer waschen und Reparaturen doch ein bisschen was zu tun an unserem „Pausentag“.