Tag 7: The End

Künaberg -> Niederdossenbach

34km, HM bergauf: 1772 HM bergab 2045

Ich wache spät auf – es ist schon halb sieben. Aber ich habe eben nicht im Zelt geschlafen 😉 Als Sarah und ich beim Frühstück sitzen ist der Blick aus dem Fenster nicht sehr motivierend: es gießt in Strömen! Das tut es irgendwie immer wenn ich mit Pferd hier nächtige… Ich überlege mir ernsthaft einen Tag Pause zu machen und erst morgen bei trockenerem Wetter heim zu reiten. Aber was soll ich hier den ganzen Tag im Regen anfangen? Und Schanchot merkt man an dass er seine Pferdekumpels vermisst… Also beiße ich in den sauren Apfel, die Taschen sind schließlich wasserdicht, und ich habe meinen Regenmantel.

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Als ich, nur mit einer Vordertasche mit dem Nötigsten beladen, zu Schanchot komme hat es tatsächlich mit regnen aufgehört. Heute ist für ihn Marscherleichterung, die schweren Taschen hole ich morgen mit dem Auto. Wir sind so schnell abmarschbereit, und es geht los. Wie erwartet ist mein Kabardiner mit eingebautem Navi flott unterwegs. Bis ins Tal führe ich ihn, als wir am Weg den Fluß entlang angekommen sind steige ich auf. Jetzt geht es ein paar Kilometer auf einer ehemaligen Bahnstrecke entlang, bei bestem Reitwetter traben wir hier zügig gen Heimat.

Zwei Orte weiter überqueren wir das Tal und steigen wieder etwas auf, um auf Waldwegen der viel befahrenen Talstrecke auszuweichen. Kurze Zeit später ist Schluß mit lustig: Der Himmel öffnet seine Schleusen! Bald ist ein Navigieren mit GPS und Karte nicht mehr möglich, das Display des Handys bleibt einfach nicht lange genug trocken genug um sich sinnvoll etwas anzeigen zu lassen. Aber hier kenne ich mich schon gut genug aus, um mich an den wenigen Wanderschildern zu orientieren, ich weiß in welche Richtung ich jeweils als nächstes sollte.

Eigentlich dachte ich, ich könnte heute den Großteil des Weges reiten, so ohne Gepäck. Aber daraus wird nichts. Zum einen ist es mir bergab teilweise echt mulmig, weil Schanchot heute überall Gespenster sieht und, abgelenkt und genervt, nicht mehr auf den Boden achtet. Zum anderen wird mir im Sattel nach einer Weile so richtig kalt. Also laufe ich, bis es wieder länger bergauf geht und ich es unter der Sauna «Regenmantel» nicht mehr aushalte.

Als wir kurz vor Raitbach sind wird es nochmal ein Stück unangenehmer: es fängt an zu stürmen, überall um uns herum fliegen Zweige, die Bäume knarzen bedrohlich. Und immer noch müssen wir weiter durch Wald… Ich steige irgendwann wieder auf, weil Schanchot einfach deutlich schneller läuft als ich, und irgendwann wird es besser. Irgendwann findet Schanchot dann auch endlich mal die Ruhe eine längere Fresspause einzulegen, oder der Hunger wird einfach größer als der Stalldrang. Dann läßt auch der Regen endlich wieder nach – ist aber auch schon egal, ich bin naß bis auf die Haut, der Regen ist mir einfach von oben in den Mantel gelaufen, und auch die wasserdichten Wanderstiefel lassen keinen Tropfen mehr raus…

Bandit genießt es auch wieder trocken zu werden

Als wir endlich am Stall ankommen habe ich mit meinen eiskalten, nassen Fingern echte Probleme mein Ross von Trense und Sattel zu befreien. Ungeduldig sucht er nach fallengelassenen Körnern vorher am Putzplatz gefütterter Kumpels, bis ich ihm endlich seinen verdienten Hafer bringen kann. Unter dem Woilach kann er jetzt fressen bis ich alles verräumt habe, und dann werde ich von Konni abgeholt – und zu meiner allergößten Freude darf ich jetzt auch wieder zu ihm in die Schweiz, d.h. ich kann mich in der Wanne gemütlich aufwärmen!

Dieser letzte Tag hat mir den Abschied vom Vagabundenleben ein wenig leichter gemacht, obwohl ich dennoch viel lieber noch weiter geritten wäre!

 

Mein Fazit nach dem ersten Ritt alleine und ohne geplante Etappen:

Jederzeit wieder! Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit der Menschen die man unterwegs trifft ist fast grenzenlos, und ich wurde nicht nur überall gerne aufgenommen, oft wurde ich auch mit an den Tisch gebeten, obwohl ich mich ebenso hätte selbst verpflegen können. Auch die vielen kleinen Begegnungen am Weg sind immer eine kurze Pause wert. Ein kleines Beispiel: Ich sah in einer Nebenstrasse ein Eismobil, und da es warm war kam das natürlich gelegen. Aber die Schlange war lang, und in dieser Wohnstrasse weit und breit nichts zum Pferde anbinden. Da kam ein Mann vom Eiswagen zu mir und fragte ob ich mir ein Eis kaufen wolle. Er stünde schon ganz vorn in der Schlange und könne mir eines mitbringen. So stand ich kurz darauf mit einem großen Eis zwischen zwei bettelnden Pferdeschnuten 😉

Was hätte ich anders machen sollen?

Ich hätte Maddox weiter mitnehmen können, nur ohne Gepäck. Für Schanchot wäre es sicher viel schöner gewesen seinen Kumpel weiter bei sich zu haben, vor allem wenn er die Nacht alleine oder in großem Abstand zu anderen Pferden verbringen musste. Er blieb zwar anständig und innerhalb seiner abgesteckten Weiden, aber man hat ihm angemerkt dass es nicht ideal war, auch an seiner Schreckhaftigkeit unterwegs.

Und ich hätte durchaus den Bogen ein klein wenig weiter schlagen und ein oder zwei Tage länger auf Tour sein können – aber da ich so einen Ritt zum ersten Mal gemacht habe (irgendwohin fahren und dann irgendwie heim reiten) tat ich mir schwer damit abzuschätzen wie schwierig es werden würde und wie weit ich an einem Tag kommen würde. Naja, weiter als gedacht 😉

 

 

Tag 6: Wir nähern uns der Heimat

Feldberg -> Künaberg

30km, HM bergauf:1909, HM bergab: 1336

 

Ich werde zuverlässig um halb sechs wach, das ist mittlerweile Routine. Mein erster Blick gilt Schanchot, der diese Nacht das erste Mal ganz ohne pferdige Gesellschaft war – friedlich Gras mümmelnd steht er in seinem eingzäunten Stück Wiese.

Ich überlasse ihn vorerst seiner Mahlzeit und beginne das Zelt abzubauen, als ich auch schon zum Frühstück gerufen werde. Frisches Rührei von eigenen Hühnern! Dazu gibt es Kaffee, Brot, Wurst und Käse – viel zu viel für mich um diese Zeit! Aber ich darf mir Brot zum mitnehmen belegen, und dazu gibt es noch 2 harte Eier und 2 Äpfel auf den Weg. Hatte ich schon erwähnt dass ich hier verwöhnt werde? 😉

Das Packen ist heute etwas tricky, da ich den Weidezaun abbauen und verstauen muss bevor ich satteln und Schanchot beladen kann, und hier gibt es nichts um ein Pferd sicher anzubinden. Aber kurzerhand schnappt sich mein netter Gastgeber Schanchots Führstrick und stellt sicher, dass sich der statt zu grasen nicht heimlich schon mal ohne mich und Bandit auf den Heimweg macht.

Beim Blick in die Tiefe dreht sich mir ein wenig der Magen um… Schanchot ist unbeeindruckt

Bis zur Liftstation an der Paßhöhe haben wir noch Begleitung, dann entläßt uns unser neu gewonnener Freund auf unseren Weg. Es geht erst mal bergauf, mir wird schnell warm. Aber nach den ersten Kilometern lasse ich mich von Schanchot durch die tolle Landschaft tragen. Dass er doppelt so viel Gepäck trägt wie sonst merkt man ihm nicht an, er läuft flott und gut gelaunt. Als wir an die anstrengendste Etappe des Tages gelangen, den Aufstieg auf den Blößling (immerhin 300HM in 2km), will ich ihn schonen und steige ab. Aber es ist mir unmöglich mit diesem bekloppten Russen Schritt zu halten, also steige ich schnell wieder auf – und muss wieder einmal den Hut ziehen vor der Power und Ausdauer dieses Pferdes! Oben angekommen ist er zwar naßgeschwitzt, aber läßt keine Anzeichen von Ermüdung erkennen. Trotzdem heißt es für mich jetzt wieder laufe, es geht bergab. Erst als wir auf einen herrlichen schmalen Wanderweg, die letzten Kilometer vor dem Hochkopfhaus, gelangen reite ich wieder – das kann ich mir einfach nicht entgehen lassen! Die wenigen Begegnungen mit Wan

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derern und Radfahrern klappen problemlos, alle grüßen mich freundlich.

Am Hochkopfhaus darf Schanchot eine Weile grasen, bevor wir uns an einer Bank im Schatten niederlassen. Der Proviant wird vernichtet, wobei mir Bandit und Schanchot netterweise behilflich sind, und ich schreibe noch die Erlebnisse vom Vortag in mein Reisetagebuch. Gestern Abend war ich einfach nicht dazu gekommen… Dann laufe ich die zwei Kilometer bis Herrenschwand.

Herrenschwand ist mittlerweile eine feste Pausenstation geworden wann immer wir hier durchkommen. Das liegt am Sepp Rummel. Nicht dass wir ihn kennen würden, er lebt auch nicht mehr, aber als er vor ein paar Jahren verstorben ist haben Freunde ihm ein «Denkmal» errichtet: Den Rummel-Sepp-Platz. Auf der Bank am Waldrand saß er zu Lebzeiten wohl gerne bei einem Bierchen, und so wurde hier ein Rastplatz für Wanderer und Freunde geschaffen, mit schöner Deko, einem Kasten Tannenzäpfle im Brunnen, und Schnaps aus der Region im Schränkchen. Jeder der möchte kann sich hier eine Weile niederlassen und bedienen, gegen eine Spende ins Kässchen. Und so verbringen wir hier über zwei Stunden. Schanchot darf sich richtig satt fressen, ich genieße gut gekühltes Bier und studiere die Karte, und die 4-Beiner dösen eine Runde.

Als wir uns an den Endspurt nach Künaberg machen muss ich mein Pferd erst mal wecken – aber eine weitere halbe Stunde grasen den Weg entlang macht ihn wieder wach, und es ist ja nicht mehr weit. Leider sind die schönsten Wege in meine Richtung diesmal gesperrt, da sie über Weiden führen, und so müssen wir am Schluß sogar noch über die ganz normale Strasse von Stutz nach Künaberg laufen. Heute sind wir bei Freunden eingeladen, und das Zelt bleibt in der Tasche. Bei Pizza und Bier vergeht der Abend schnell, und wiederum ist es spät als ich ins Bett falle – schon etwas wehmütig, weil dies meine letzte Übernachtung sein wird, und ich doch so gerne nochmal neben meinem kauenden Pferd eingeschlafen wäre…

Tag 5: Endlich – der Feldberg

Ebnet -> Feldberg

31km, HM bergauf: 1275, HM bergab: 1067

Morgenfütterung bei Sonnenaufgang

Gut gestärkt mit Kaffee und Müsli mit frischem Obst im Bauch und einem belegten Brötchen für später in der Tasche ging es weiter. Elke hat mir noch gute Tips für die heutige Route zum Feldberg mitgegeben, inklusive einer Telefonnummer, um vor Ort nach einem Platz für die Nacht zu fragen.

Als wir das Dörfchen auf dem selben Weg verlassen wollen auf dem wir es gestern betreten hatten sehe ich auch, warum Schanchot vor der gestern leeren Weide so geschnorchelt hatte – heute war da jemand 😉

Faul in Faulenfürst

Die Strecke zu unserem Zwischenziel, dem Schluchsee, ist wunderschön. Sie führt uns oft durch Wald, aber auch saftige Wiesen passieren wir – perfekt, oft sind sie schon gemäht und Schanchot kann am Wegrand ein wenig fressen. In Faulenfürst suchen wir vergeblich einen Brunnen, aber ein Stück ausserhalb, bei einer leeren Wassertretstelle, werden wir fündig. Und da der Russe sich ohnehin kurz vorher richtig sattgegrast hatte und ich Hunger und lahme Füsse hatte haben wir das schattige Plätzchen gleich für eine Pause genutzt. Leider hielt die Entspannung nicht lang an, da Schanchot unbedingt ein vorbeikommendes Pferd begleiten wollte – also weiter, der Schluchsee wartet.

Wir umgingen den Ort Schluchsee im Norden und stiegen dann ein in den Fernwanderweg E1, der uns oberhalb des Sees durch den Wald und wieder herunter ans Westende des Sees führte. Jetzt war noch einmal Zeit für eine Pause, als nächstes stand immerhin der Aufstieg zum Feldberg bevor. Gras fand Schanchot am Wegrand im Überfluss, nur ich stand mit meinen Vierbeinern hungrig vor der Gaststätte «Seglerhof» in Vorderaha und fand keinen Platz an dem ich ein Pferd sicher hätte anbinden können… Aber Frechheit siegt ja bekanntlich: Ich habe eine nette junge Frau gefunden, der ich etwas Geld mitgeben durfte und die mir etwas zu essen brachte. So konnten auch Bandit und ich etwas gegen unsere leeren Bäuche tun!

Das einzige Bild am Schluchsee habe ich natürlich ohne Farbe – muss die Trauer sein nicht ins Wasser zu dürfen 😉

Von hier aus mussten wir durch eine Unterführung bis fast ans Wasser – ich hätte Pferd und Hund gerne eine Erfrischung gegönnt, aber hier war alles voll mit Badegästen, also durften wir nur gucken. Ein paar Holzbrücken später bog unser Weg wieder nach Norden ab, jetzt began der eigentliche Anstieg zum Feldberg. An einem Kiosk durfte ich meine Wasserflasche noch einmal füllen, und zum ersten Mal auf dieser Tour auch ein paar Müllbeutel – Schanchot musste natürlich direkt neben der Warteschlange einen Haufen absetzen! Aber da dies der einzige deplazierte Haufen der Tour blieb sei ihm das verziehen 😉

Nachdem ich bisher viel zu Fuss gegangen war «durfte» Schanchot mich jetzt auf den Berg tragen. Die Schonung hatte ihm wohl gut getan, er marschierte aufwärts dass es eine wahre Freude war, mit gespitzten Ohren in fleissigem Schritt erklommen wir mit konstanter, aber mässiger Steigung den Berg, bis wir eine grandiose Aussicht auf das Menzenschwander Tal geniessen konnten. Jetzt ging es eigentlich fast eben weiter, und nach einer letzten kurzen Graspause mit aromatisch duftenden Bergkräutern kamen wir knapp unterhalb der Feldbergpasshöhe an.

Schnell war die uns mitgegeben Nummer gewählt, und nach einer kurzen Begrüssung wurden wir sofort willkommen geheissen. Mein Gastgeber half mir beim Zaunbau, und versorgte mich mit einem grossen Glas Saftschorle, und während ich mein Zelt aufstellte hat er den Boiler vorgeheizt – ich konnte das erste Mal wieder duschen! Meine Notrationen und der Kocher blieben auch heute wieder in den Taschen, ich wurde mit selbstgemachten Späzle vom Feinsten verwöhnt. Und nach dem Essen redeten wir bis spät in die Nacht, erst als es schon stockdunkel war und mir die Augen fast zufielen verkroch ich mich ins Zelt. Es war ein richtig schöner Abend gewesen!

 

Tag 4: Golfplatz und Burgruinen

Weizen -> Ebnet

17km, HM bergauf: 841, HM bergab: 479

Wie üblich werde ich bei Sonnenaufgang wach – sehr zu Bandits Unmut, der dann doch lieber noch im Zelt bleibt. Das Frühstück wird die erste logistische Meisterleistung des Tages. Ich habe den Trangiakocher zugunsten eines kleineren Kochers aufgegeben um Gewicht und Platz zu sparen. Dieser hat jetzt allerdings nur noch ein einziges Kochgefäss – und mein Frühstück soll aus Kaffee und Griesbrei (von Hipp – diese Entdeckung habe ich beim Einkaufen für die Tour gemacht. Ist leicht, kann man mit Wasser anrühren, und hat eine hohe Kaloriendichte 😉 ) bestehen. Also Priorität gesetzt, erst wird Kaffee gekocht. Nachdem ich die erste Tasse getrunken habe fülle ich die zweite ein, um den Topf zu spülen und den Frühstücksbrei zu kochen. Das klappt wunderbar, und so langsam wird auch Bandit wach.

Frisch gestärkt mache ich mich ans Packen. Nach den Mühen am Vortag gehe ich davon aus dass alles passt, wiege aber zur Sicherheit mit meiner Kofferwaage noch einmal nach – zum Glück! Es passte nämlich doch nicht… oder doch?…. Denn auf einmal zeigte das Display ein Gewicht von 12kg für eine einzelne Ortlieb-Tasche an, und Blei hatte ich da dann doch nicht drin. Nach einem Batterienwechsel war meine Welt dann schnell wieder in Ordnung, die Taschen ausbalanciert, und der Entschluss gefasst auf eine mechanische Waage umzusteigen…

Durch dieses Chaos kamen wir erst gegen halb elf los, aber es war ja heute auch nicht weit. Schanchot hat es mal wieder eilig, und ich habe echte Probleme sein Tempo zu halten. Noch schneller und ich müsste joggen – in Wanderstiefeln… Naja, wenn der Weg es erlaubt steige ich auf und reite eine Weile, immer bis entweder der Weg bergab führt, auf Teer entlang geht, oder Schanchot mir zeigt dass es anstrengend für ihn wird.

Gegen Mittag queren wir einen Golfplatz – ganz offiziel auf dem Wanderweg. Ich komme mir, ungeduscht und in müffelnden Wanderreitklamotten, etwas deplaziert vor, aber als wir den heiligen Gral finden, einen Brunnen mit Trinkwasser, werden wir von den Golfern freundlich gegrüsst und gefragt woher wir kommen und wohin wir gehen.

Das passiert im übrigen sehr oft, dass mich Leute ansprechen und sich ein nettes Gespräch entwickelt. Keine Spur von Corona-Panik, viele Menschen sind extrem interessiert an dem was ich da mache, und beeindruckt. Auf dem gesamten Ritt habe ich nicht eine negative Reaktion erlebt!

In besagtem Brunnen steht kein Wasser, das Trinkwasser ist dafür zu schade. Aber ein man kann einfach den Wasserhahn bedienen. Zuerst bekommt der Hund in meinem Hut eine grosszügige Portion, dann wird der Hut für das Pferd zur Selbsttränke: schräg unter den Hahn gehalten läuft er voll und Schanchot kann trinken so lange er möchte. Meine Wasserflasche hatte ich kurz vor dem Golfplatz an einem Restaurant gefüllt bekommen, das zwar Ruhetag hatte, mir den Gefallen aber trotzdem tat.

Kurze Zeit später tauchen wir auf schmalen Pfaden in einen Wald ein, auf dem Weg zu zwei kleinen Burgruinen. Leider werden diese gerade renoviert, was nicht nur schöne Bilder vereitelt, sondern uns auch zur Umkehr und einem kleinen Umweg zwingt – das Baumaterial liegt einfach zu sehr im Weg um mit dem Pferd sicher daran vorbei zu kommen. Ich habe diesen Teil des Weges dennoch genossen, der Wald war einfach wunderbar verwunschen!

Im Tal angekommen folgen wir dem Flüsschen bis wir auf der gegenüberliegenden Seite eine Weide mit zwei Pferden sehen. Kurz

Trotz steinigem Bachbett wollte Schanchot sich ins Wasser legen – klick für Video 😉

danach geht auf der anderen Seite ein Weg in genau unsere Richtung, also zögere ich nicht lange und furte mit Schanchot. Es ist jetzt zwar nicht mehr weit, aber noch früh am Tag, und ich finde wir alle, Hund, ich und Pferd sowieso, haben eine ordentliche Pause verdient. Da ich Schanchot, wenn er alleine mit mir unterwegs ist, beim Grasen immer am Strick behalten muss (er neigt dazu sehr plötzlich satt zu werden und sich dann flott auf den Weiterweg zu machen) sind die Pausen für mich eigentlich keine…

Die Pferde stehen auf dem Gelände von Eddy`s Bike Shop, wo ich frech klingele und frage ob ich Schanchot für ein Stündchen auf eine der Weiden stellen darf. Ich darf! Die Pferde gehören der Schwester des Chefs, und wir bekommen die Weide, Wasser für Mensch und Tier und ein Schläfchen im Schatten – und ja, man kann einen Westernsattel als Kopfkissen nutzen 😉

Auf diesem Weg bekommt man Hunger…

Links eine der Friesenstuten, rechts Schanchot

Bis nach Ebnet, wo wir bei einem Friesengestüt um ein Nachtlager bitten wollen, sind es jetzt nur noch ca. 3km. Die sind schnell zurückgelegt. Nur an einer Weide am Ortseingang will Schanchot nicht so recht vorbei. Obwohl diese leer steht. Er schnorchelt, rollt die Augen und macht einen Kragen. Aber dann ist auch das vorbei und wir finden das Friesengestüt Bellihof. Uns unterzubringen ist etwas kompliziert, da ein Hengst seit 3 Tagen am Stall steht der ein wenig schwierig ist und Familie Zanon dazu zwingt mit den übrigen Pferden zu jonglieren damit alles klappt. Aber sie finden ein Stück Weide für Schanchot, wo er Sichtkontakt zu den Stuten hat und doch weit genug vom Hengst weg ist. Ich selber darf das Zelt im Garten, auf dem Spielplatz aufschlagen. Und dann wird mir gleich mal ein Rothaus in die Hand gedrückt – wie sich herausstellt arbeitet bzw arbeitete fast die ganze Familie in der Brauerei… Hier bin ich richtig 😉

Bandit beaufsichtigt mich bei der Routenplanung

Die freilaufenden Schweine sind ihm unheimlich

Dann kommt auch schon wieder Konni – beim Satteln erst war mir aufgefallen dass ich versehentlich Schanchots Vorderzeug wegrationalisiert hatte, vielleicht hat es auch Konni mit ins Auto getragen, egal, jedenfalls war es ihm ein Anliegen es mir zu bringen, damit mit dem schweren Gepäck später am Feldberg nichts schief geht. So haben wir uns also ein zweites Mal gesehen in dieser Woche…

Eigentlich ging ich davon aus hier selber zu kochen, aber davon wollte Elke nichts wissen. Sowohl am Abend als auch zum Frühstück wurde ich grosszügig verköstigt. Am Morgen kam spontan die halbe Familie dazu, und ich musste mich wirklich aufraffen endlich aufzubrechen.

Tag 3: Der Pausentag

0km, 0HM – Naja, bis auf einen gemütlichen Ausritt am Abend 😉

Um kurz vor 8 am Morgen tauchte Konni mit dem Hänger auf. Ungewohnt früh war er wach, aber er hat sich halt Sorgen um Maddox gemacht…

Eigentlich wäre es ganz einfach gewesen: Maddox einladen, heimfahren, fertig. Ich reite los. Aaaaaaaaber: erstens mussten wir ja erst noch zum Dorfladen fahren und uns ein leckeres Frühstück holen, inklusive Rührei vom Trangia-Kocher, und zweitens musste ich ja noch überlegen was ich auf dem Reitpferd noch mitnehmen kann… Und dann kam die Nachricht dass die Strasse die vom Hof durchs Dorf führte jetzt gesperrt sei wegen der Baustelle – kein Durchkommen bis 17.00h! Nun gut, Konni hatte zum Glück ohnehin den ganzen Tag frei bekommen, und meine Packerei wurde zur Plackerei: überlegen, packen, wiegen… Und von vorne. Immer wieder. Bis ich kaum mehr grad stehen konnte. Aber am Ende des Tages hatte ich alles gleichmässig in die jetzt 4 Ortlieb-Taschen verstaut. 23kg Gepäck hatte Schanchot jetzt zu tragen. Ich würde wohl ab jetzt sehr viel laufen müssen 😉

Zu Mittag hat Konni uns lecker bekocht: Insalat Caprese, Bratwürstchen mit Baguette und zum Nachtisch Bircher Müsli – ok, das kam fertig aus dem Joghurtbecher…

Als Konni dann «endlich» unterwegs war kam auch schon meine Gastgeberin, und zu dritt ging es auf einen kleinen Abendritt. Trotz der Anstrengungen am Vortag lief Schanchot wie ein Uhrwerk, er schien Spass an dem Ausflug zu haben. Schliesslich war er jetzt in seinem Offenstall alleine, da hat er sich sicher über die pferdige Gesellschaft gefreut. über Nacht durfte er wieder auf die Weide, und dort hatte er zum Glück Sichtkontakt zu Angies Herde.

Zum Feierabend wurde in kleiner Runde am Stall noch ein Radler getrunken, und dann ging es früh ins Bett. Für den nächsten Tag hatte Angie einen Tip als Tagesziel für mich, der nicht allzu weit entfernt war. Zum testen der neuen Beladung sicher kein Fehler.

Tag 2: Der lange Tag

Katzentalerhof -> Weizen

44km, HM bergauf: 1572, HM bergab: 1506

Der Tag der Extreme. Es war heiss, der Weg war weit, und die Wanderwege gingen meist in der prallen Sonne über Asphalt oder entpuppten sich als kaum gangbar für die Pferde.

Nur ein paar Beispiele:

Wir finden endlich, endlich einen wunderschönen Waldweg, griffiger, federnder Boden, Schatten, herrlich. Nach etwa 2 km kamen wir ans Ende des Weges, wir mussten gleich rechts abbiegen. Genau vor der Einmündung lag dann eine Tanne quer. Eigentlich ja kein Problem, geht man halt drumherum – nur war unser Weg leider ein Hohlweg… Aber alles wieder zurück und einen Umweg von mehreren Kilometern? Das muss doch gehen! Also habe ich die zwei Helden an einem Baum angebunden und habe die Lage sondiert. Fazit: Neben dem schräg liegenden Baum durchquetschen (ein paar grössere äste konnte ich wegräumen), Böschung (ca. 1/2m senkrecht hoch), am Hang um ein paar Bäumchen rum, nächste Böschung (fast 1m fast sekrecht runter) – machbar mit einem Pferd, zu riskant mit zweien. Also habe ich Maddox erst mal angebunden gelassen und habe mich mit Schanchot auf den Weg gemacht. Ging. Aber als ich ihn am Ziel angebunden hatte habe ich schon fast damit gerechnet dass Maddox gleich mit losem Strick bei uns auftaucht, die beiden haben herzerweichend gewiehert ob der Trennung! Aber alles ging gut, ich habe Maddox geholt, und weiter ging es.

Diese Treppe mussten wir zum Glück aufwärts steigen 😉

Oder der wunderschöne Wanderweg, der auf einmal recht schmal wurde. Aber nichts was wir nicht kennen. Schön immer am Hang entlang. Dann kam das Geländer zur Linken, da wo es runter ging. Naja, auch noch nichts was wir nicht schon oft hatten. Nur standen auf einmal ein paar Bäume so dicht am Geländer dass die Pferde bei aller Sorgfalt keine Chance hatten nicht mit den Taschen entweder am Geländer oder am Stamm hängen zu bleiben… Auch das haben die beiden recht ordentlich gemacht – nur eine weitere der Ortlieb-Taschen hat jetzt einen hübschen Riss… Leider war das noch nicht alles: Als ich sah wie es danach weiter ging musste sogar ich, obwohl ich ja in der Beziehung einiges wegstecke, kurz schlucken – eine Treppe! Jetzt sind Treppen bergauf für unsere Pferde ja fast Alltag, nur ging diese bergab. Steil. Lang. Mit Knick. Eng. Und aus Steinstufen. Nagut, durchatmen. Würde ich jetzt nicht mit jedem Pferd probieren, aber ich kenne unsere. Also habe ich bei beiden die Führstricke und Zügel gesichert, und dem vorderen Pferd, Schanchot, kurz gezeigt wo es weiter geht. Als er den ersten Schritt auf die Treppe getan hat machte ich dass ich Land gewinne, falls er das Problem mit Eile löst. Aber er hat mal wieder gezeigt dass er aus den Bergen kommt – völlig gelassen kletterte er runter, und Maddox völlig cool hinterher! Unten habe ich die zwei gleich wieder geschnappt, denn ab hier ging der «Wanderweg» An einer Kreisstrasse entlang – die sind doch gagga!

Dieses Schild führte uns zwar auf einen absolut machbaren Weg, aber der Zugang war fast komplett zugeparkt, wenn ich nicht gewusst hätte dass Schanchot und Maddox immer aufpassen mit den Taschen nicht hängen zu bleiben wäre hier ein grösserer Umweg fällig geworden…

 

 

Hier muss man etwas zoomen: Wir sind mal wieder Pilger 😉

Das nenne ich mal eine grüne Grenze: Links schweizer Wald, rechts deutsche Bäume

Erst gegen kurz vor acht kamen wir bei Angela Paulsen, die uns über Facebook zu sich eingeladen hatte an, und die letzten Kilometer waren die wohl schönsten des Tages! Wunderschöne schmale Waldwege bis kurz vor unser Ziel. Auf Angies Wanderreitstation bekamen Schanchot und Maddox einen Offenstall, Heu satt, Hafer, und über Nacht eine kleine Weide. Wir Zweibeiner gingen noch zusammen essen, dann habe ich auf einer kleinen Wiese mein Zelt aufgebaut.

Das Domizil von Schanchot und Maddox

Als ich vor dem Schlafengehen noch einmal nach den Pferden gesehen habe musste ich leider feststellen dass Maddox trotz Masssattel und moderater, exakt balancierter Beladung einen Satteldruck entwickelt hatte! So ein Mist! Also habe ich noch Konni angerufen (nichtmal für eine Whatsapp hatte ich dort genug Internet), der versprach den kleinen Tinker am nächsten Tag abzuholen.

Und mit der Warnung dass sich evtl ein Highland-Rind von der Nachbarkoppel während der Nacht zu mir gesellen könnte noch  im Ohr schlief ich am Ende dieses langen, anstrengenden Tages ein…

Tag 1: Ja sind wir denn in Holland? ;-)

Iznang am Bodensee -> Katzentalerhof

19km, HM bergauf: 240 HM bergab: 170

Es ist Sonntag, quasi nachtschlafende Zeit. Wir treffen uns um 7.00h am Stall zum Verladen – meine grösste Sorge den geplanten Ritt betreffend. Denn nach einem Beinaheunfall auf der Heimfahrt aus den Alpen hatte Schanchot ein echtes Problem mit dem Hänger, und ich kam dann nicht mehr zum üben, da Konnis Hänger kaputt war. Aber da ich mit der besten Reitbeteiligung der Welt gesegnet bin und wir tolle Stallkollegen haben ging alles gut – vor allem wohl weil ich mich verkrümelt hatte bis mein Russe verladen war.

Nach einer spektakulär unspektakulären Fahrt durften Schanchot und Maddox 2 Stunden später in Iznang am Bodensee wieder festen Boden betreten. Die Pferde vertraten sich beim Grasen die Beine, und bekamen dann Heu zum Mümmeln, während Konni und ich Pizza vom See und mitgebrachten Salat verdrückten, sozusagen unsere Henkersmahlzeit – sollten wir uns doch jetzt nicht mehr sehen bis ich wieder zurück wäre… Wie anders das kam, dazu wenn es soweit ist 😉

Gegen Mittag ging es dann endlich los, und Schanchot hatte wohl Stalldrang, jedenfalls musste sich Maddox schon arg anstrengen um mitzuhalten. Ich weiss ja dass Kabardiner als Orientierungsgenies gelten, aber dass er nach 2 Stunden Autofahrt noch weiss wo es nachhause geht? Fakt ist jedenfalls dass er immer dann, wenn es Luftlinie Richtung Heimat ging, am eiligsten lief. Ich musste seinen Bewegungsdrang aber bremsen, denn 1. kam Maddox ja so schon kaum hinterher, und 2. ritten wir wohl auf der Fahrradautobahn der Bodenseeregion… Irgendwie schien hier auch jeder Meter Wanderweg asphaltiert zu sein…

Gegen Ende des Tages fanden wir dann doch noch radfahrer- und asphaltfreie Strecken

In einem Vorort von Singen war es dann soweit: die anscheinend zwingende Neusattelpause am ersten Tag jedes Rittes… Ich fand einen Nebenweg mit saftigem Gras, und dort ging ich an die Arbeit. Solange die Pferde Hunger hatten konnte ich sie dabei problemlos frei grasen lassen. Hinter einem Zaun stand auf einer Böschung auf einmal eine junge Frau die mir Wasser für die Tiere anbot. Das Angebot nahm ich natürlich dankbar an, und am Ende sassen sie, ihr Freund und ich eine Weile bei einem Radler zusammen, und sie hatten sogar einen Tip wo ich ein Stück weiter in meine Richtung einen Pferdehof fände um nach einem Platz für die Nacht zu fragen.

Diesen Katzentalerhof fand ich wenig später ohne Probleme, und nachdem ich die Besitzer überzeugt hatte dass das Stück Heuwiese, das sie erübrigen konnten, wirklich ausreichen würde und ich alles was ich bräuchte dabei hätte, durfte ich mein Lager aufschlagen. Da die Wiese an einen stabilen Zaun grenzte konnte ich sogar ein recht üppiges Stück abstecken mit meinem Zaunmaterial und das Gras sollte für die ganze Nacht für beide reichen. Das Zelt kam direkt daneben, und zum Kochen ging ich sicherheitshalber auf den Schotterparklplatz des angrenzenden Sportplatzes. Das war auch gut so, morgens um 6 Uhr vor dem ersten Kaffee mit dem Trangia-Kocher Kaffee kochen kann dazu führen dass man den Kocher abfackelt – der hielt das zum Glück problemlos aus, aber das Spannriemchen das das Set beim Transport zusammenhält fiel den Flammen zum Opfer… Sah hübsch aus, war schön warm, stank nur zum Gotterbarmen!

Damit hatte ich die erste Etappe meines ersten Wanderritts alleine und ohne geplante Etappenziele absolut erfolgreich überstanden 🙂