Halbzeit

Und wieder ist eine Woche rum. Und damit leider auch bereits die Hälfte unserer Zeit on tour. Bei diesem Gedanken muss ich mir fast schon ein wenig Mühe geben nicht jetzt schon das Gefühl zu haben daß es fast vorbei ist. Immerhin haben wir ja noch 3 weitere Monate vor uns.

Aber die Zeit fliegt irgendwie. Und andererseits kommt es mir vor als wären wir schon ewig unterwegs. Das Leben aus den Packtaschen, das Reisen mit den Tieren, jeden Tag ein neues “Zuhause”, das ist längst unsere Normalität, unser Alltag. Und dennoch noch immer etwas besonderes. Es ist schwer zu erklären.
Aber jetzt freuen wir uns erst mal, daß wir ein weiteres Land erleben dürfen. Für Konni ist es sogar wieder ein Land in dem er noch nie war – Ungarn.

Auf dem höchsten Berg des Burgenlandes sind wir auf historischem Boden

Wir hatten uns so an die herrlichen Wanderwege in der Steiermark gewöhnt, daß die stark besiedelte Region, durch die wir kamen, uns ein paar Tage etwas frustriert hat. Viele Teerwege machten das Reiten in der Sommerhitze anstrengend, die Quartiersuche wurde mühsamer. Aber wie so oft hatten wir wieder das Glück auf unserer Seite.

Ein paar Tage nur werden wir hier sein bevor es zurück ins Burgenland geht, an den Neusiedler See. Das Burgenland hat uns bisher ein wenig vor Herausforderungen gestellt.

Wir hatten uns so an die herrlichen Wanderwege in der Steiermark gewöhnt, daß die stark besiedelte Region, durch die wir kamen, uns ein paar Tage etwas frustriert hat. Viele Teerwege machten das Reiten in der Sommerhitze anstrengend, die Quartiersuche wurde mühsamer. Aber wie so oft hatten wir wieder das Glück auf unserer Seite.

Wir betreten Ungarn – und haben vom Geschriebenstein einen tollen Blick über die Ebene

Wir bekamen eine Brachwiese neben einem Gemüsegarten im Nirgendwo zur Verfügung (dort durften wir uns sogar am frischen Gemüse bedienen), ein paar private Pferdehöfe waren so gastfreundlich uns aufzunehmen, bei einem Hotel durften wir eine Weide abstecken und zelten, und einmal wurden wir “aufgelesen”.

Vor allem Cordobes war in dieser Regennacht für das feste Dach über dem großen Kopf dankbar

An diesem Abend waren wir ratlos und gestresst. Mehrere Kilometer sind wir parallel zu einer viel befahrenen Schnellstraße auf einem Schotterweg in der prallen Sonne geritten. Die Vorfreude auf die vermeintliche Unterführung, die uns auf die andere Seite und in den schattigen Wald bringen sollte war groß, doch dann kam der Schreck als wir sahen, daß es weder eine Unterführung noch eine Brücke gab.

Wir hätten den Autobahnzubringer überqueren müssen, und das erschien dann doch zu gefährlich. Also haben wir uns über teilweise komplett überwachsene Waldwege weiter durchgeschlagen, um in einem Gewerbegebiet zu landen.

Dank großer Baustelle mit Umleitungen war es nicht ganz leicht einen sicheren Weg zurück in Richtung Track zu finden, und wo wir eine Unterkunft finden könnten war uns hier auch schleierhaft. Und dann hielt da ein alter Passat neben uns an. Aus dem Fenster wurden wir nett gegrüßt, und fast sofort gefragt ob wir denn einen Platz für die Nacht hätten. Da haben Petra und Manfred uns bei der Heimfahrt vom Einkaufen gesehen, sich gefragt wo wir wohl schlafen, und extra umgedreht um uns zu sich einzuladen falls wir noch keinen Schlafplatz haben!

Die beiden haben sich den Traum vom “anderen” Leben erfüllt, auf einem Hektar am Ortsrand haben sie sich ein kleines Holzhaus gebaut und pflanzen dort Obst und Gemüse an und pflegen liebevoll eine kleine “Wildnis”. Dort konnten die Vierbeiner nach Herzenslust grasen, wir durften im Wohnwagen schlafen und bekamen vorher noch ein fantastisches veganes Abendessen. Bis nach Mitternacht saßen wir zusammen bevor die viel zu kurze Nachtruhe began.

Schlafende Hunde beißen nicht – wenn wir Pause machen nutzt Bandit die Gelegenheit gerne zu einem Nickerchen im Schatten

Da sind sich die Fische über die Richtung einig

Nur die Schneise im Wald läßt erahnen daß hier ein Weg sein soll

Es passiert uns immer wieder: Hilfe kommt dann, wenn wir sie brauchen. Diese Situation war natürlich besonders beeindruckend, aber auch wenn wir nach mehreren Absagen via Telefon einen letzten Versuch bei einem kleinen Haflingergestüt machen und schon Ausschau nach Brachwiesen halten, um notfalls wild zu kampieren, um dann auf dem Hof mit offenen Armen empfangen werden kann ich unser Glück kaum fassen.
Halbzeit.

Volltreffer! 

Früh am Morgen – die Pferde lassen sich nicht beim Fressen stören von den fauchenden Geräuschen der Ballons

In der Sommerhitze nutzt Bandit jede Gelegenheit zum Abkühlen

Ab jetzt haben wir mehr Erlebnisse hinter uns als vor uns. Und es ist fraglich ob wir unser Traumziel Riga noch erreichen können. Wir versuchen längst etwas schneller voran zu kommen, die Tageskilometer zu erhöhen. Aber das heiße Wetter zollt seinen Tribut. Morgens brauchen wir einfach immer noch zu lang, sei es, weil wir einfach viel zu tun haben, sei es weil es am Quartier einfach so nett ist daß es schwer fällt aufzubrechen.

Das kühle Wetter nach dem Regen tut allen gut, aber vor allem Bandit fühlt sich wohler

Und dann ist es auch oft so, daß in der richtigen Richtung und Entfernung kein Übernachtungsplatz zu bekommen ist.

Aber ob wir in Riga ankommen ist am Ende auch nicht wichtig. Riga und unsere Zwischenziele Bodensee, Triglav-Nationalpark und Neusiedlersee haben uns eine Richtung vorgegeben, das eigentliche Ziel ist ja die Reise selbst. Und die werden wir noch solange genießen wie wir können!

Die ersten Pässe erwarten uns

Nach dem netten Willkommen der Alpen haben diese uns dann doch noch gezeigt dass mit ihnen nicht zu spaßen ist…

Der erste kleine Pass der in unserem Weg war war der Schrofenpass – mit Pferden nicht zu schaffen, da es über seilgesicherte Steige und schmale Metallbrücken geht. Aber es gab da die Möglichkeit den Pass über sogenannte Eselpfade auf eine Hochalm zu umgehen. Anfangs waren diese auch noch ganz gut zu sehen, aber nach einer kleinen Mittagsrast auf etwa 1700m Höhe, begleitet vom Pfeifen der Murmeltiere (unsere Equiden fanden das übrigens sehr gruselig) mussten wir schon sehr genau hinsehen. Das letzte Stück aufwärts, wir waren längst abgestiegen, wartete sogar mit Restschnee auf. Dann war der Weg wirklich gar nicht mehr zu erkennen. Auf einem winzigen ebenen Stückchen mussten unsere Vierbeiner geduldig warten bis wir den Stacheldraht vor uns geöffnet hatten, denn etwas weiter sahen wir tatsächlich Wanderwegschilder!

Wie sich später herausstellte war das zwar nicht unser eigentlicher Track, aber der schmale, steinige, schlammige und teilweise sehr steile Wege führte uns dennoch am Ende nach Warth, wo wir bei gewittrigem Regen ankamen.

Weg da…..

—Weg weg! 

Steiler als es aussieht…

Leider hat uns diese Etappe Konnis Kamera gekostet: Der Pfad führte zwischen 2 alten, fast verfallenen Ställen hindurch, rechts und links so weit man sehen konnte stabile, hölzerne Zäune, zwischen den Mauern eine schmale Tür durch einen hohen, massiven Holzzaun. Und natürlich war die Tür nicht breit genug für das Packtier. Also schnell Fotos von der Situation gemacht, Packtaschen runter, Packtier durch die Tür und wieder aufladen. Da war die Kamera natürlich im Weg…. Leider dachte Konni hinterher nicht mehr daran dass er sie abgelegt hatte, erst im Tal fiel es ihm auf, aber umkehren kam da schon nicht mehr infrage. Schade vor allem um die vielen Fotos die uns damit verloren gegangen sind…

Kurz vor der gefährlichen Galerie – die Polizei gab uns Geleitschutz

Augenblicke

Da half nur noch der Wasserschlauch

Nach einer trockenen Nacht in einem kleinen Geräteschuppen auf der Weide unserer Equiden gab es ein kurzes Frühstück im örtlichen Imbiss, wo wir im ausdauernden Nieselregen wieder einmal ein Duplo erneuerten, bevor es auf die mit Abstand unschönste und anstrengendste  Strecke bisher ging – am Ende waren es 35km, die meisten davon auf Teer und großen Straßen, der Flexenpass und der Arlbergpass waren für uns nicht zu umgehen. Alle Wanderwege die uns abseits der Straße über die Höhe geführt hätten waren entweder wegen Schnee, Unterspülungen oder Felsabrutschungen nicht für uns passierbar, und ja, einige haben wir selber ausprobiert. In Zürs haben wir zu unserer und der Sicherheit unserer Pferde mit der örtlichen Polizei gesprochen, die uns für die lange und enge Galerie am Flexenpass eine Blaulichteskorte versprochen hat. So ging es also am Nachmittag teilweise im Trab vor dem Polizeiauto durch den 1,5km langen Tunnel – und wir waren heilfroh über dieses Auto hinter uns!

Am Arlbergpass waren wir schon reichlich erschöpft, körperlich und nervlich, und hätten unsere Weide auf jedem Stückchen Wiese abgesteckt auf dem genug Gras für eine Nacht gestanden hätte, aber wir fanden schlichtweg nichts! Also weiter Richtung Tal in der Hoffnung auf üppigere Vegetation. Als ich den Verlauf der Straße auf der Karte angeschaut hatte um zu sehen wann Wiesen oder Weiden zu erwarten wären sah ich, dass wir nur noch etwa 3km bis St. Anton hatten, also habe ich nach Reitställen dort gegoogelt. Und tatsächlich gab es ein kleines Haflingergestüt dort, die uns zumindest einen Paddock für die Tiere bereitstellen konnten! Die Erleichterung war groß, bis wir feststellten dass es noch fast 9km bis dorthin waren, da wir komplett durch den Ort durch mussten

Egal, strammen Schrittes führten wir die Tiere weiter auf der Hauptstraße, auf der zum Glück nicht allzu viel Verkehr war. Aber irgendwann konnten unsere Füße wirklich nicht mehr, also sind wir in St. Anton, das wie ausgestorben wirkte zwischen Winter- und Sommersaison, doch nochmal aufgestiegen. Und unsere Mulis (Sati war heute Packtier) haben uns mit einer Power überrascht die wir ihnen nach diesem Tag wirklich nicht mehr zugetraut hätten. Flott ging es die letzten Kilometer zum Haflingerhof, wo die 3 ein offensichtlich wohltuendes Schlammbad nahmen und mit Heu und Müsli bestens versorgt wurden. Sogar für uns gab es einen an diesem Abend mehr als willkommenen Luxus, ein Gästezimmer mit Dusche und einem tollen Hundebett für Bandit war blitzschnell für uns hergerichtet. Am Morgen bekamen wir noch ein üppiges Frühstück vor die Zimmertür gestellt, und so machten wir uns mit tollen Tipps für die weitere Strecke und  wiederhergestellter Moral und neuen Kräften wieder auf den Weg.

Unser nächstes Ziel sollte Grins sein, leider schafften wir es nur bis Quadratsch. Nein, die Ortsnamen sind keine Erfindung, die heißen wirklich so!

Da sah alles noch ganz gut aus

Der schmale Streifen Erde neben dem Grünzeug am linken Rand war alles was vom Weg übrig war – und wie stabil wäre der gewesen?

Der Wanderweg nach Grins, den uns ein ortkundiger älterer Herr beschrieben hatte, war wunderschön! Es ging auf schattigen Waldwegen in die Höhe, dann immer am Hang entlang. Bei tollem Reitwetter, der angekündigte Regen verschonte uns, ritten wir gut gelaunt und in der Hoffnung auf baldigen Feierabend unserem Ziel entgegen, als Konni, der vorne ritt, anhielt und abstieg. Ich konnte erst nicht sehen warum, aber dann zeigte er mir das Warnschild und den halb verschütteten Weg. Hier war führen wirklich besser. Bis er seine zwei Tiere sortiert hatte war ich mit Cordobes schon voraus, aber nicht weit. Denn was zunächst nur etwas unwegsam war war dann plötzlich – weg. Ein kompletter Hangrutsch hatte vom vorher so schönen Weg nur noch ein ebenes Stück von ca. 20cm Breite übrig gelassen, daneben ging es steil bergab. Keine Chance mit den Pferden, selbst zu Fuß hätte ich mich da nur ungern hinüber getraut.

Also fast alles wieder zurück, ins Tal absteigen, und am Fluss entlang weiter. Leider bescherte uns das wieder einmal einige Kilometer Hauptstraße, ein kurzes Stück durch eine unübersichtliche Kurve, in der uns ziemlich mulmig war. Aber wir gelangten sicher nach Plains, wo wir endlich abbiegen konnten. Der Weg führte uns nach Quadratsch, wo wir eine Weide mit Pferden sahen. Ein Spaziergänger konnte uns Auskunft über den Besitzer geben, nur wohnte der leider in Grins… Also wohl doch weiter zum ursprünglichen Ziel, auch wenn das jetzt wieder einiges an Höhenmetern aufwärts bedeutete…

Nicht faul fragten wir natürlich trotzdem jeden den wir auf dem Weg sahen nach einer Möglichkeit uns etwas Weide abzustecken, und wieder einmal war das Glück uns hold: ein netter Landwirt hatte Platz für uns, wir bekamen von der ganzen Familie tatkräftige Hilfe beim Zaunbau und der Wasserversorgung, und am Ende sogar ein leckeres Abendessen und einen gemütlichen Abend bei Bier und Plausch. Wir waren alle sehr froh dass wir nicht weiter mussten, bis hierhin waren es schon 30km geworden und Bandit lahmte wegen einer kleinen Ballenverletzung. Nichts tiefes, aber immerhin so schmerzhaft dass wir unterwegs extra angehalten hatten um ihm einen Polsterverband zu machen.

Morgenroutine

Auch wenn es eng wird behalten unsere Equiden die Nerven. Hier Pablo, der auf der Kraftwerksbrücke bestens weiß wie breit er mit Taschen ist

Zum Abschied am nächsten Morgen gab es noch ein Päckchen selbstgemachte Würste, und wieder einmal große Hilfe bei der Routenplanung. Der empfohlene Weg war wunderschön, und schon nach 6km fanden wir den Reitstall den unser letzter Gastgeber uns empfohlen hatte um nach einem Platz für einen Pausentag zu fragen, den wir nach den letzten zwei Tagen und mit Bandits Pfotenproblem einlegen wollten. Dort gab es mitten im Ort allerdings keinen Platz für uns. Aber die Pferde liefen motiviert, und Bandit hatte sich längst den Verband ausgezogen und lahmte kein bisschen mehr. So beschlossen wir dass es wohl kein Problem wäre heute doch noch ein paar Kilometer zu reiten, und bei einem heißen Kaffee fand sich dann doch noch schnell eine Lösung für uns: die netten Besitzer des Reitstalls haben sich bei Bekannten und Freunden umgehört, und einer stellte uns wie selbstverständlich eine Wiese zur Verfügung. 15km auf leichten Wegen den Inn entlang ging es zum Badesee in Ried, die Wegbeschreibung war absolut idiotensicher, und hier gibt es alles was das Herz an einem Pausentag begehrt: Gras für die Pferde, ein schattiges Plätzchen auf der Wiese, einen Badesee mit Toiletten und heißer Dusche für uns, ein kleines Restaurant fast neben dem Platz und Einkaufsmöglichkeiten.

Wanderreiterfrühstück: 10 Eier

Wanderreiterfrühstück: 10 Eier

Morgen sind wir hoffentlich alle gut erholt wieder unterwegs, und dann wird es spannend: Es ist nicht mehr weit zum Reschenpass, und es ist noch nicht klar ob es eine Umgehung für die Tunnel auf dem Weg nach Nauders gibt. Also gibt es außer waschen und Reparaturen doch ein bisschen was zu tun an unserem „Pausentag“.

Auf dem Weg Richtung Alpen

Unser nächstes Etappenziel: Oberstdorf im Allgäu. Der erste Tag hat uns mit herrlich kühlen Wäldern, saftig grünen Wiesen und sanften Hügeln verwöhnt, und am Abend fanden wir schnell ein Plätzchen mit fettem Gras unter Bäumen, wir selber durften unsere Matten in der großzügigen und trockenen Gartenhütte auslegen – pünktlich zum Absatteln hatte uns nämlich eines der vielen Gewitter, die wir schon den ganzen Nachmittag grollen gehört hatten, eingeholt. Es hätte der perfekte Tag sein können…

Wir waren gerade fertig mit Essen (heute Couscous mit Würzpaste und Trockenaprikosen) und wollten vor dem Schlafengehen nur noch schnell Wasser für Bandit hinstellen. Da Wasser immer knapp ist hat Konni die Schüssel genommen, Wasser aus dem Eimer für die Pferde geschöpft und – rumms, damit hatte sich der perfekte Tag! Ich habe mein Geschirrspülen kaum unterbrochen, nur etwas grinsend zum fluchenden Konni gemeint dass ich es auch schon geschafft hatte die wirklich sehr tiefe Dachkante mit dem Kopf zu treffen, bis er das Blut erwähnte…

Ergebnis Regenrinnenkante-Konni: 1-0
Mit einer hübschen Platzwunde mitten auf der großen Denkerstirn hat unser Gastgeber uns netterweise ins 9km entfernte Krankenhaus gefahren. Hätten wir mißtrauisch werden sollen als er sich gewundert hat dass wir ihm gesagt haben er brauche nicht warten (man kennt das ja mit nicht-lebensbedrohlichen Verletzungen in Notaufnahmen…), wir würden zurück ein Taxi nehmen? Wir hätten!
Die Kleinstadt war so klein, dass um kurz vor 22.00h kein Taxi mehr zu bekommen war… Wären da nicht die Pferde in der nicht allzu großen Weide und der Hund ohne Wasser gewesen, wir hätten kurzerhand ein Zimmer genommen, wäre sicher einfacher gewesen als ein Taxi zu bekommen, und nicht wirklich teurer. Am Ende hat es Konnis wirklich nette Ärztin dann zum Glück geschafft ein Taxi aus Isny zu finden, aber wegen der langen Anfahrt haben wir für die 9km schließlich über 70€ bezahlt!

Zurück an unserer tiefergelegten Gartenhütte war uns nach einem kühlen Bier, aber man kann nicht alles haben… naja, in Bayern wohl schon: unser Gastgeber ahnte wohl dass nach der Notaufnahme ein wenig Naturmedizin nicht schaden kann, und hat uns zwei Halbe in unser so plötzlich verlassene Kochchaos gestellt. Guter Mann!

Allgäuer Gastlichkeit

Ausblick beim Kochen

Bei Michaela unter dem Maibaum

Warum einfach wenn man auch schlängeln kann – aber Biegung auf dem Reitplatz ist unmöglich…

Mein Ehrenwort, das Bild ist nicht bearbeitet, der Abend war so kitschig

Tolle Menschen – ja, noch mehr
Weitere Dramen gab es bis jetzt dann zum Glück nicht mehr, außer verlorenen Duplos, einem zerrissenen Sidepull und furchtbaren Teerstrecken. Alles war lösbar, nichts konnte uns länger aufhalten. Trotz immer noch langer Morgen”routine” schaffen wir jeden Tag 20 bis 25km, und begegnen weiter den tollsten Menschen.

Ganz besonders hat uns gleich am Montag Michaela überrascht. Wir haben die Reittiere gerade knapp außerhalb von Höhenreute grasen lassen, da kam ein Mini vorgefahren, die Fahrerin stieg aus und hat uns ganz spontan zu sich nachhause auf einen Kaffee eingeladen! Die Pferde konnten dort weiter grasen, wir bekamen erst den versprochenen Kaffee, dann noch einen, ein Zitronenwasser, Eis und einen netten Plausch mit der ehemaligen Shagya-Züchterin und ihrer Familie. Nachdem Bandit noch eine kleine Runde im Hofteich schwimmen war gingen wir viel zu spät für die eigentlich geplante kurze Pause, aber sehr erfrischt wieder auf die Strecke.
Zwei Tage später ritten wir gerade in der Mittagshitze eine zermürbende Teerstraße entlang (das war wirklich der schlimmste Tag bisher!) als uns ein Münchner Geländewagen entgegen kam. Sehr rücksichtsvoll hat er gebremst um uns passieren zu lassen, ein kurzer Wortwechsel, netter Mann. Nur wenig später kam er wieder an uns vorbei, und dieses Mal lud auch er uns auf eine Erfrischung zu sich und seiner Frau ein. Die Mulis und Sati fanden ein tolles Stück Wiese und Wasser, und wir bekamen gekühlte Getränke soviel unsere Bäuche fassen konnten.

Kleine Peinlichkeit am Rande: kurz hinter Sonthofen lag direkt neben dem Radweg ein Biergarten. Ich befürchte die Leute dort haben uns nicht geglaubt dass wir sonst nicht jede Gelegenheit auf ein Bierchen wahrnehmen, denn Pablo und Cordobes sahen die Bänke, hielten an, drehten sich in die Richtung und ließen sich kaum bewegen weiter zu gehen….

Ja, und jetzt sitzen wir bei alkoholfreiem Weizen und Kaffee in der Campingklause in Oberstdorf und gehen die ersten 200km der Alpenstrecke durch, mit dem nötigen Respekt vor den Problemen die uns ein breit beladenes Gepäcktier auf den teils schmalen Bergpfaden machen würde.
Wir können nur hoffen dass wir alles richtig machen, und zur Not rechtzeitig umkehren. Also, auf in die Alpen!

Wenn der Weg nicht wichtig ist…

Manchmal ist es ganz egal daß der Weg nicht schön ist, dass man keine tollen Alpenpanoramen posten kann. Die Menschen sind es, die den Weg wertvoll machen. Und manchmal fällt der Abschied schwerer als üblich.

Aber von vorn:

«All inclusive» auf dem Trailplatz

Da wollten wir rüber.

Unsere drei haben sich in einen offenen Paddock geparkt – sie hätten die ganze Wiese für sich

Ab dem Reschensee liefen wir durch Hagel, unter diesem Vordach konnten wir kurz verschnaufen und das schlimmste abwarten

Der Ort Glurns empfing uns mit einer zu großen Teilen erhaltenen Stadtmauer

Sophie kam mit Sati bestens aus. 

Gruppenbild zum Abschied – der uns hier besonders schwer fiel

Nach unserem Pausentag fanden wir ein tolles Quartier auf Mannis Ranch in Pfunds, und einen super Tip zur Umgehung der Straßen hatten wir auch bekommen: das Saderer Joch. Gut zu reiten, auf 2000m Höhe, Hoffnung auf schöne Wege und tolle Bilder. Aber dann die Ernüchterung am Morgen: Im Tal eiskalter Regen, 5cm Neuschnee auf dem Berg. Was nun?

Da kam uns (mal wieder) der Zufall zur Hilfe – Moni und Gerri kamen genau an diesem Tag mit 2 Pferden auf dem Anhänger in Nauders an um einen Rundritt zu starten, und treffen wollten wir uns ohnehin. Ohne zu zögern hat uns Moni mit dem Pferdehänger nach Nauders geholt, und wir haben eine schönen gemeinsamen Abend im Hotel Bergblick gehabt bevor am nächsten Morgen jeder auf seinen Ritt gestartet ist.

Das Foto mit dem versunkenen Turm: ein must-have am Reschensee

Von Nauders aus ging es weiter die Täler entlang, immer auf den Radwegen – sicher und wenig anstrengend für die Pferde, aber nicht wirklich schön. Dafür bekamen wir jetzt “Quartiershuttle”: ab St. Valentin am Reschensee hat uns eigentlich jeder Gastgeber eine Unterkunft für den nächsten Tag gewußt, meist diese sogar telefonisch für uns abgeklärt. Danke an dieser Stelle an die Pferdefreunde Glurns und Lukas, es ist wirklich auch mal schön die Sicherheit zu haben am Abend gut unterzukommen!

Und dann waren wir in Naturns. Diesen Empfang werden wir wohl nie vergessen. Gerade noch mussten wir unsere Vierbeiner wieder beruhigen weil Sati den dicht neben dem Radweg vorbeifahrenden Zug doch allzu gruselig fand, da steht vor uns Sophie, mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht und aufgeregt winkend. Sie war extra den Kilometer zum Radweg gelaufen um uns abzufangen und zu unserem Quartier zu begleiten. Mitten im Ort, umgeben von einer hohen Mauer, fanden unsere Equiden einen Ruheplatz auf einem alten Bauernhof den Sophies Mutter Luise übernommen hatte. Diese Familie war wirklich etwas Besonderes, und bei leckerem Essen mit selbst angebautem Biogemüse saßen wir noch lange zusammen. Wir fühlten uns hier so wohl, dass wir spontan ganz vorsichtig gefragt haben ob wir eine weitere Nacht bleiben dürften. Und ob wir durften!

Da das Futter im Hof allerdings nach einer Nacht langsam knapp wurde ritt Sophie mit uns die kurze Strecke zu einer Weide mit kleinem See, wo für den Pausentag und eine weitere Nacht mehr als genug Gras stand.

Wir ritten dahin, zusammen mit Sophie. Sie durfte ihr Reittier wählen, und sie wählte Sati. Sie kam mit der doch manchmal etwas zickigigen Dame bestens aus, und am Abreisetag ließ sie es sich nicht nehme auch die Strecke zurück zum Hof und dem Gepäck mitzureiten.

Hier fiel es uns wirklich besonders schwer uns zu verabschieden! So herzliche Menschen kennenzulernen ist wunderschön.
Aber es muss ja weiter gehen, die Einkäufe waren erledigt, und so machten wir uns auf um ein hoffentlich letztes Stück Radweg hinter uns zu bringen – die Hoffnung bestand dass wir an diesem Tag Hafling, die Heimat der blonden Pferde erreichen könnten. Es war heiß, die Strecke wie schon gewohnt eher langweilig. Durch Meran mussten wir führen, einfach zu eng und zu viel Verkehr. Jeder Schatten war willkommen, ein paar Brunnen stillten zum Glück den Durst von Hund und Equiden, aber bis zum Ortsrand hatten wir schon einige Höhenmeter hinter uns.

Endlich haben wir Meran hinter oder besser gesagt unter uns gelassen

Sieht auf dem Foto wieder mal gar nicht steil aus, war aber auch einer der harmloseren Abschnitte

Rudelkugeln zur Belohnung nach dem Aufstieg, nach einer erfrischenden Dusche gab es dann Ruhe, Heu in Hülle und Fülle und ausnahmsweise etwas mehr Kraftfutter

Also am Stadtrand endlich wieder aufsteigen, die Füße entlasten. Und dann ging es hoch. Und höher. Und noch höher. Wir bewundern die Menschen die vor langen Zeiten diese Wege erschlossen haben, die lange Zeit nur auf diesen Wegen ihr Ziel erreichen konnten. Steil waren sie, mit Steinen gepflastert, oft eng am Abhang entlang. Irgendwann mussten wir einfach absteigen, die Reittiere tropften vor Schweiß.

Ein paar Minuten gaben wir ihnen Ruhe und die Möglichkeit etwas zu grasen, aber nicht allzu lange, damit die Muskeln nicht zu sehr auskühlen. Dann ging es weiter, immer noch steil bergauf. Wir liefen jetzt, ließen uns an den steilen Stellen ziehen. Noch etwa ein Drittel des Anstiegs war zu bewältigen, und als wir aus dem Wald auf die Ebene kamen waren wohl alle erleichtert. Hier haben uns unsere Tiere mal wieder gezeigt welche Power, Trittsicherheit und Ausdauer in ihnen steckt!

Zum Glück fanden wir gleich Unterkunft in einem Hotel mit angeschlossenem Reitstall, und nach einem leckeren Menü und einer heißen Dusche fielen uns bald die Augen zu.

Wanderreiterordung mit schlafendem Hund – wir haben es ihm bald nachgemacht

Der erste Tag in den Alpen

Heute ging es endlich in die Berge, Konni fühlt sich endlich so richtig wohl in dieser Landschaft! Nach einem wieder einmal viel zu späten Start (wann endlich finden wir morgens eine Routine die nicht Stunden dauert?) haben wir heute nur eine Minietappe geschafft. Aber sowohl für uns als auch für die Tiere war es trotzdem anstrengend. Die ersten Kilometer sind wir gelaufen weil es erst mal längs und quer durch Oberstdorf ging. Ich dachte der Ort hört nie auf! Als wir dann endlich wieder in der Natur waren und aufgestiegen sind ging es nicht lang und unsere Equiden mussten richtig ran: von 800 auf 1000HM ging es extrem steil durch den Wald – also ich hätte das nicht laufen wollen! Hier hat sich auch gezeigt warum wir Vorderzeug benutzen und dass ich es bei Pablo etwas enger schnallen muss – sein Sattel lag nach dem Anstieg etwas weit hinten und ich musste das in der Graspause korrigieren. Ohne Vorderzeug hätte ich sicher absteigen müssen… 

So geht Pause! laughing

Der Rest, der nicht mehr in unsere Tasche passte.

Danach ging es dann ein Hochtal entlang, und gegen 15.00h haben wir an einem Gasthaus beschlossen uns ein Kaltgetränk zu gönnen. Der Wirt erlaubte uns die Pferde im Biergarten anzubinden, und so stand dem Genuss nichts im Wege.

Aber zu diesem Wirt muss ich schon noch ein paar Worte los werden, er und seine Frau waren mal wieder eine so nette Begegnung. Ich habe natürlich versprochen eventuelle Hinterlassenschaften zu beseitigen, aber er meinte nur wir sollen die Haufen ruhig liegen lassen – er nimmt sie dann als Dünger. Quasi mitten im Biergarten wohlgemerkt. Kaum hatten wir die Tiere angebunden stand er mit einem Eimer Wasser da, und nach unseren ersten Schlucken kam er nochmal vorbei, zeigte auf einen Eimer und forderte uns auf davon mitzunehmen soviel wir einpacken können. Uns so war unsere fast leere Kraftfutterreserve wieder bis oben hin voll mit Hafer! Zuletzt hat uns seine Frau noch ein Netz Äpfel für die netten Pferde auf den Tisch gelegt. Und hätten wir nicht bei der nächsten Alp unser Quartier gefunden hätte der Wirt auch noch auf seiner eigentlich verpachteten Wiese versucht eine Übernachtungsmöglichkeit für uns zu ermöglichen.

Aber jetzt stehen die drei Zausel da wo wir ursprünglich für die Nacht ein Plätzchen suchen wollten auf einer riesigen Bergweide, von der wir den Duplos zuliebe allerdings nur ein Stück im Ebenen abgesteckt haben, und wir nächtigen im Schatten einer riesigen Fichte. Die Alpen begrüßen uns auf nette Art, so kann es weiter gehen!

Cordobes würde am liebsten mit im Zelt schlafen

Unser Abendessen auf der Alpe: Allgäuer Bergkäsesuppe – quasi Käsefondue zum Löffeln

Juchuuu, es geht endlich los!

Juchuuu, es geht endlich los!

Tag 1-5 Der Start – ein Abschied auf Raten

Sonntag, 1. Mai 2022, für uns der Beginn eines neuen Kapitels. Seit Monaten haben wir auf diesen Moment hingearbeitet, haben Rückschläge erlebt, mussten Probleme lösen, haben aber auch oft unerwartete Unterstützung erfahren. „Die Tour“ und vor allem deren Planung und Vorbereitung war so lange der rote Faden in unserem Alltag, dass es sich am Ende seltsam angefühlt hat einfach aufzusteigen und loszureiten wie bei jedem anderen Ausritt. Und dabei zu wissen dass wir so bald nicht zurück kommen

Die «eingelaufene» Socke mit überraschendem Inhalt. Ein Taismann, der uns bis zur Rückkehr ständig begleitet hat.

Die stillen Helfer im HIntergrund ohne die es garnicht möglich gewesen wäre.

Die stillen Helfer- ohne die diese Reise garnicht hätte starten können. 

Da wir bis zur ersten Etappe mit Begleitung und Gepäcktransport unterwegs waren war der erste Tag letztendlich auch eigentlich nur ein Ausritt mit Freunden. Der Abschied am Stall war allerdings etwas besonderes… Wir hatten alle zu einem kleinen Sektumtrunk eingeladen, aber da 1. Mai war haben wir am Vormittag nicht mit so vielen Menschen gerechnet die uns verabschieden würden. Aber weit gefehlt, wir kamen vor lauter Umarmungen und guten Wünschen kaum zum Putzen und Satteln! 

 

Es war wirklich bewegend wie sehr sich alle einerseits für uns gefreut haben, andererseits aber oft auch Tränen in den Augen hatten weil wir auf eine so lange Reise gehen. Und was uns dann wirklich etwas sprachlos gemacht hat: Alle wollten etwas beitragen, haben gesammelt, und so gab es als Abschiedsgeschenk eine wirklich ausgiebig eingelaufene Socke gefüllt mit Barem für die Tourkasse. Was für eine Stallgemeinschaft – wir werden euch definitiv vermissen!

Wir werden Euch vermissen!

Fertig gepackt fürs Abenteuer.

Von unseren drei Reitbeteiligungen, die längst zu Freunden geworden sind, konnten wir uns am ersten Abend bei einem opulenten Grillen verabschieden, da hatten wir noch etwas Gnadenfrist. Aber am Morgen danach waren wir dann endgültig unter uns und mussten das erste Mal das volle Gepäck auf alle Tiere laden. Das Abenteuer konnte beginnen!

Wie ich gelernt habe bei der Routenplanung andere Maßstäbe zu setzen…

Diese Brücke war für Gepäck zu schmal, und über den Bach – der zugegebenermaßen sehr steile Ufer hatte – war nur Cordobes zu bewegen…

Normalerweise plane ich unsere Strecken immer online, und normalerweise gebe ich bei der Auswahl der Planungkriterien immer an: „Trittsicherheit: erfahren“. Blöd wenn man ein Packtier mit ausladenden Taschen dabei hat… Ich sage es mal so: Wir sind angekommen. Heil. Ohne Schäden am Material. Aber zumindest ich war irgendwann mit meinen Nerven am Ende, und völlig erledigt waren wir alle 6. Ab jetzt heißt es „Trittsicherheit: durchschnittlich“.

Aber am Abend wurden wir bei Maria, die wir vor etwa 3 Jahren schon einmal mit unseren Pferden besucht hatten, fürstlich versorgt, nach Auflauf mit Salat wartete ein komfortables Zimmer und eine wunderbar heiße Dusche auf uns.

Am nächsten Tag nach einem ebenso fürstlichen Frühstück durften wir eine Premiere erleben: Maria und ihre Freundin Gigi wohnen keine 2km voneinander entfernt, jede mit Pferd, und da müssen erst zwei Wanderreiter vorbei kommen damit sie zusammen ausreiten – die beiden haben uns auf den ersten Kilometern begleitet und uns die besten Wege für den Tag empfohlen. Heute war Genussreiten angesagt!

Ein Abend mit "Weltumreiter" Manfred Schulze

Wer sich für Manfreds großes Abenteuer interessiert: Sein Buch “Mit zwei Pferden um die Welt” ist käuflich zu erwerben 😉

Manchen wird der Name etwas sagen, anderen nicht. Er ist der Weltumreiter, hat Ende der 90er mit seinen zwei Huzulen einen mehrere Jahre dauernden Ritt einmal um die Erde gemacht. Hut ab vor dieser Leistung, zumal er nicht wie wir heute mit GPS und Smartphone unterwegs war. Heute lebt er, nach einem unglaublich bewegten Leben, auf einem Pferdehof in Baden-Württemberg und hat uns und unsere Tiere für eine Nacht aufgenommen. Es war ein ganz besonderer Abend, und bei einem wirklich feinen Hausbrand saßen wir noch lange zusammen und haben Erfahrungen ausgetauscht.

Ein glückliches Muli auf Abwegen!

Diesem langen Abend ist es dann wohl geschuldet dass wir beim Aufbruch am nächsten Morgen beinahe ein Reittier verloren hätten. Heute sollte Sati das erste Mal als Packpferd mitlaufen. Fürs erste sollte ich sie einzeln führen, Konni kam mit den Mulis hinterher. Manfred hat uns noch ein paar Meter begleitet, dann waren wir raus aus dem Dorf und ich habe nebenbei auf dem Handy nochmal die Strecke kontrolliert, als ich von Konni einen lauten Ruf höre: „Cordobes ist weg!“ Wie, Cordobes ist weg? Wie kann das denn sein, ich habe beim Abschied winken doch beide Mulis bei Konni gesehen??? Naja, der immer unauffällig folgende Cordobes – im Gegensatz zu Pablo muss man ihn eigentlich nie am überholen hindern oder zum flotteren Laufen animieren – hat wohl einfach die Gelegenheit genutzt als Konni unbemerkt sein Führseil aus der Hand geglitten ist und sich auf das frische Gras am Wegrand gestürzt. Jedenfalls war weit und breit nichts von ihm zu sehen. Also, zurück mit allen. Und eine Kurve zurück kam er uns auch schon entgegen der Ausbrecher. „Was denn, ich komme ja schon. Aber wenn ihr mir jetzt entgegen kommt dann kann ich auch nochmal ans Gras!“

Das Ende der geplanten Route

Wellness für die Vierbeiner – da legt sich Sati einfach dazu

Nein, wir hören nicht auf mit Weiterreiten – aber unser viertes Quartier ist das letzte das wir vorher geplant haben. Bei Angela haben wir für zwei Nächte einen schönen Offenstall für unsere Tiere, denn Konni muss einen wichtigen Termin wahrnehmen. Für Cordobes, Pablo, Sati und Bandit gibt es Pausentag, ich bin dagegen durchaus beschäftigt: Packtaschen aufräumen, spülen, misten, die Vierbeiner bürsten, Wasser und Heu auffüllen, einkaufen, Zelt trocknen, Route grob planen, Blog schreiben… Pausentag würde ich das nicht nennen… Aber zumindest letzteres gestaltet sich wirklich gemütlich: den Laptop auf dem Schoss und Bandit neben mir eingekuschelt sitze ich im Heu, neben mir drei heumümmelnde Equiden. Fehlt nur der Kaffee… so, und den gehe ich mir jetzt kochen, also bis zum nächsten Mal!

Der Countdown läuft…

Der Countdown läuft…

Ich kann kaum zählen wie oft wir in den letzten Tagen gefragt worden sind ob wir schon aufgeregt sind wegen unseres baldigen Aufbruchs, ob wir überhaupt noch schlafen können. Aber aufgeregt sind wir so gar nicht. Ungeduldig, oh ja! Und oft gestresst weil uns immer noch mehr einfällt was noch erledigt oder besorgt werden muss. Aber jetzt, ganz kurz vor dem Start auf ein halbes Jahr unterwegs mit unseren tierischen Partnern, legt sich der Stress. Die großen Probleme sind vom Tisch, der Ballast unseres “normalen” Lebens ist abgeworfen. Was davon übrig ist passt in einen Anhänger und wartet dort geduldig auf uns.
Wir haben viel Unterstützung erfahren durch unsere Freunde, und je knapper es wurde umso prompter kam Hilfe, das Wanderreitkarma wirkt schon jetzt!

Die Mulis bekommen ihre Duplos – hier ein riesen Dankeschön an Jörg von Ganter Horsecare, der kurzfristig für unsere 3 ausgefallenen Schmiede eingesprungen ist!

Was haben wir denn jetzt genau vor im kommenden halben Jahr? Wir haben ein ehrgeiziges Ziel, und wir wissen nicht ob wir es erreichen werden, auch aufgrund der politischen Lage: Endziel ist Riga. Wir wollen auf der Spur der vielen Händler reiten, die über Jahrhunderte zwischen der Ostsee und Venedig mit Bernstein gehandelt haben. Es kann viel schief gehen, allein schon ob wir um die Zeit wo wir über die Alpen müssen die Wege dort überhaupt schon begehbar sein werden ist ungewiss. Aber dann wird die Route eben angepasst. Alles kann, nichts muss.

Die ersten Übernachtungen sind schon organisiert, wir werden mit Freunden nochmal grillen, nette Menschen von vergangenen Ritten wiedersehen und freuen uns auf einen interessanten Abend mit einem erfahrenen Wanderreiter. Ab dann geht dann das Abenteuer Quartiersuche los. Ab dann werden wir morgens nicht wissen wo wir abends schlafen werden. Aber ab dann fällt auch der Druck weg eine bestimmte Strecke schaffen zu müssen, ein unbegehbarer Abschnitt ist kein Drama mehr, da wir ja nirgends pünktlich ankommen müssen. Das ist die Art von Freiheit auf die wir uns schon freuen, so sind wir am liebsten unterwegs.

Nein, aufgeregt sind wir nicht. Wir freuen uns auf dieses halbe Jahr.
Und wir freuen uns so sehr über euer aller Interesse an unserem Abenteuer, darüber wie begeistert ihr alle seid, über die kleinen und weniger kleinen Gesten die uns so viel bedeuten.

Organisiertes Chaos in den letzten Tagen..

…das langsam zu geordnetem Gepäck wird. 

Bandit nimmts mit Gemütlichkeit